Wildcampen – was geht

Campen wie im wilden Westen

von Ronald Reuß

Wie man den Roadtrip richtig genießen kann

Im Gegensatz zu wilden Nächten in der Großstadt, soll wildes Campen eher für mehr Ruhe sorgen. Wer träumt nicht davon, in wunderschöner ursprünglicher Natur Mutter Erde ganz nah zu sein und die Schönheit dieses Planeten zu spüren? Wenn schon mit dem Camper unterwegs, will man dieses Potenzial doch gänzlich ausschöpfen. Denn durchorganisierte Campingplätze, bei denen man den vielen Nachbarn näher ist als in jeder pauschaltouristischen kanarischen Bettenburg, können so schrecklich unromantisch sein.

Aber gerade um diese unberührte Natur zu schützen, gibt es Regeln, die zu be­achten sind. Hier gibt es Unterschiede zwischen den Ländern in Europa. In Deutschland ist das Campen in freier Natur grundsätzlich verboten. Aus­nahmen bieten sogenannte Trekkingplätze – ein neuer Trend, der sich mehr und mehr durchsetzt. Hierbei geht es um ausgewiesene Plätze in abgesteckter Natur, die meist nur durch GPS-Navi­gation zu erreichen sind und gerade mal eine Holzplattform für das Zelt und eine Natur- oder Komposttoilette bieten. Der Schwarzwald und die Eifel bieten schon ein paar solcher Gebiete an. Der Trend ist neu und setzt sich fort. Zu finden und zu buchen sind die Plätze über die Internetseiten der Anbieter. #trekkingplaetze

Was nicht verboten ist, ist das Biwakieren. Hierbei ist es erlaubt, ohne Zelt und nur für eine Nacht unter freiem Himmel zu schlafen. Aber auch hier gibt es von Bundesland zu Bundesland, die die Gesetze selber machen, erhebliche Unterschiede. Man sollte sich also stets vorab informieren, bevor man die Augen zur Nachtruhe unter freiem Himmel schließt.

Mit Wohnmobil, Auto oder Caravan bleibt es verboten, in Deutschland wild zu campen. Das heißt, fernab von Wohnmobil- und Campingplätzen oder Privatgrundstücken ist es nicht gestattet zu campen. Wanderparkplätze, Straßenrand, Strand oder Waldstücke gehören dazu. Wer jedoch auf seinem Weg zum Ziel zu müde wird, um die Fahrt sicher fortsetzen zu können, darf sein Fahrzeug bzw. Camper zur „Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit“ auch in der Nacht parken und bis zu zehn Stunden dort verbringen. Ausdrückliche Verbote schließen aber auch das aus. Auf keinen Fall sollte man so eine Situation als Vorwand zum Wildcampen nutzen, so die Empfehlung des Campingportal des ADAC.

Und Europa? 

Die Gesetze der einzelnen Länder in Europa sind von Land zu Land verschieden und teilweise sehr komplex. In einigen skandinavischen Ländern ist Wildcamping mit dem Zelt sogar teilweise als eine Art „Grundrecht“ erlaubt. Hier sollte man sich aber unbedingt wieder vorher informieren. In Italien ist Wildcamping strengstens verboten und es ist sogar absolut davon abzuraten, derartiges auszuprobieren. Die italienischen Behörden und Ordnungshüter verstehen hier absolut keinen Spaß.

In Frankreich und Spanien setzt sich gerade ein Trend für sogenannte Natur-Campingplätze durch. Das können 5-Sterne-Camping­plätze mit reichlich Natur sein, aber auch kleine Bauern­höfe, die eine Infrastruktur für Camper bereithalten. Einige Städte, Kommunen oder aber auch Privatpersonen bieten Wohnmobilstellplätze an, die kostenpflichtig sind. Vereinzelt sind Sanitäranlagen und die Versorgung mit Strom inklusive. Auch hier gilt: Information durch das Internet vor Antritt der Reise ist das A und O.

Grundsätzliche gilt, bevor man von dem Abenteuer und Ausflug in die Natur und der Investition in einen teuren Camper enttäuscht wird: Die Natur hat generell und immer Vorrang! Dies aus gutem Grund – sie ist sensibel und wir Menschen brauchen sie mehr als nur für ein paar Nächte.

Informiert man sich vor dem Abenteuer Camping über die Möglichkeiten und die wunderschönen Campingplätze in ganz Europa, steht dem Naturerlebnis und dem vielfältigem Roadtrip nichts mehr im Weg.