Bilder: Rheinisches Schützenmuseum Neuss
Text: Britta Spies
Das Rheinisches Schützenmuseum Neuss feiert Geburtstag! Objekte aus 20 Jahren Museums-
geschichte
Wie lebendig das Schützenwesen im Rheinland ist, kann jeder als Besucher oder Teilnehmer eines Schützenfestes selbst erleben. „Museal“ im Sinne von überholt, unzeitgemäß oder abgestorben ist das Schützenwesen also nicht. Aber auf jeden Fall museumswürdig! Denn schließlich kann das Schützenwesen im Rheinland auf eine über 800-jährige Geschichte zurückblicken.
So viel Geschichte braucht ein eigenes Haus! Zu dieser Entscheidung kamen der Neusser Bürger-Schützen-Verein, die Stadt Neuss und der Rhein-Kreis Neuss und gründeten im Jahr 2000 eine Stiftung zur Einrichtung eines Schützenmuseums und Schützenarchivs.
2004 begann der Aufbau des Rheinischen Schützenmuseums Neuss mit Joseph-Lange Schützenarchiv. Museum und Archiv sind an der Oberstraße im Haus Rottels, einem denkmalgeschützten Kaufmannshaus aus dem frühen 19. Jahrhundert, untergebracht. Hier werden seitdem die Anfänge der Schützenbruderschaften und gilden in der Frühen Neuzeit, die Entwicklung hin zum bürgerlichen Verein des 19. Jahrhunderts und die aktuellen Erscheinungsformen der Vereine und Bruderschaften im Rheinland in der Gegenwart dokumentiert, erforscht und sichtbar gemacht, wobei der Schwerpunkt auf Neuss und dem Rhein-Kreis Neuss liegt.
Bei der Eröffnung 2004 besaß das Schützenmuseum noch eine sehr kleine Sammlung. Inzwischen ist der Bestand auf mehrere Tausend Objekt angewachsen. Auch das Schützenarchiv wächst kontinuierlich. Aktuell ist das Schützenmuseum geschlossen, denn die Dauerausstellung, die Sonderausstellungsräume und der Eingangsbereich werden grundlegend renoviert und um-gestaltet. Möglich machen dies Zuschüsse des Landschaftsverbandes Rheinland, der NRW-Stiftung, der Jubiläumsstiftung der
Sparkasse Neuss sowie weiterer Förderer. Mitte Dezember wird die neue Ausstellung präsentiert. Und was es dann alles zu sehen geben wird, zeigen die ausgewählten 20 Objekte, die für die 20 Jahre Museumsgeschichte seit 2004 stehen. Die Objekte zeigen, dass Schützenmuseum und archiv nicht nur Dinge sammeln, sondern vor allem auch die Geschichten, die die große Freude und Begeisterung der Menschen zeigen, die das Schützenfest in Neuss und an anderen Orten in jedem Jahr wieder zu einem Ereignis machen und die Traditionen nicht nur am Leben halten, sondern auch weiterentwickeln und so in die Zukunft tragen.
Königszepter, Geschenk von Schützenkönig Robert Lonnes, 1948.
1938 wurde Robert Lonnes Schützenkönig. Und 1939 hatte er, wie es der Tradition entsprach, ein Königsgeschenk vorbereitet: einen Anhänger mit dem Neusser Stadtwappen. Doch am Schützenfestsonntag wurde das Schützenfest wegen des bevorstehenden Kriegs-beginns abgebrochen und das Königsvogelschießen fiel aus. Schützenkönig Robert Lonnes blieb somit bis nach dem Krieg im Amt. 1948, beim ersten Schützenfest nach Kriegsende, präsen-tierte er ein weiteres Königsgeschenk: ein Königszepter in Form eines Marschallstabes aus Silber. Die Spitze ist mit einem Löwen gekrönt, der das Neusser Stadtwappen hält, auf der Wandung sind Ansichten der Neusser Stadttore und weiterer historischer Ge-bäude eingearbeitet. Sein Nachfolger, Schützenkönig Willy
Klöcker, trug das Zepter bei der Parade 1949. Doch schon 1950 kehrten die Schützenkönige zu ihrem traditionellen Würden-zeichen zurück: einem Spazierstock mit silberner Handhabe.
Schatulle aus Silber,
Geschenk von Schützenkönig Karl Herbrechter, 1961. Dieses Königsgeschenk von Schützenkönig Karl Herbrechter zeigt, wie wichtig Archive zur
Bewahrung der Geschichte sind: Denn als Herbrechter 1960 den Vogel abschoss, stand Schützenpräsident Albert Vellen bei der Proklamation vor einem Problem, als er ihn in die Reihe der gleichnamigen Schützenkönige einordnen musste. Die Frage lautete: „Karl, der wievielte?“ Denn tatsächlich existierte bis dahin keine Liste mit den Namen der Schützenkönige. Schützenkönig Karl VIII. (!) ließ bis zum nächsten Schützenfest eine solche Liste anfertigen und überreichte sie mit einem edlen Behältnis: einer ovalen, aufklappbaren Schatulle, gekrönt von einer Eule aus Elfenbein. Doch noch gab es keinen zentralen Ort für die Aufbewahrung von Schriftstücken und Objekten aus dem Besitz des Neusser Bürger–Schützen-Vereins. Und so wanderte die Schatulle umher und als sie 2004 schließlich den Weg in die Sammlung des neu gegründeten Schützenmuseums fand, war die Liste – das eigent-liche Geschenk von Schützenkönig Karl VIII. – irgendwo verloren gegangen.
Buntglasfenster, Geschenk von Schützenkönig Joseph Lange, 1960.
Ketten, Fahnen, Abzeichen, Pokale für das Königsmahl –
dies waren bis 1960 die üb-lichen Geschenke der Schützen-könige an den Neusser Bürger-Schützen-Verein.
Doch Schützenkönig Joseph Lange überreichte 1960 etwas völlig anderes: ein kleines Fenster mit einer Darstellung seines Königsordens. Und da-mit verband er die Aufforderung, „man möge nun ein Haus für die Schützen drum-herum bauen“. Darauf soll Ober-bürgermeister Alfons Frings entgegnet haben: „Die Idee es jot, Majestät, ävver wä soll dat bezahle?“ Die gute Idee, eines zentralen Ortes, an dem die Schützengeschichte der Stadt bewahrt werden sollte, war somit gleich wieder vom Tisch. Denn eine Antwort auf die berechtigte Frage des Oberbürgermeisters hatte niemand. Aber wenn eine gute Idee erstmal in der Welt
ist, setzt sie sich irgendwann auch durch:
Und 2004 konnte Joseph Lange tatsächlich erleben, dass sein Fenster zu einem
der ersten Ausstellungsstücke im neu gegründeten Schützen-museum mit Schützenarchiv wurden Gerahmte Fotos, gefunden von Mitarbeitern des Grünflächenamtes der Stadt Neuss, 1920/30er Jahre.
Wie kommt ein Museum eigentlich an seine Objekte? Die meisten Sachen sind Schenkungen und Leihgaben. Aber manchmal helfen auch Zufallsfunde: Diese Fotografien aus den 1920/30er Jahren zeigen Gruppenfotos des Neusser Reiterkorps. Aufmerksame Mit-arbeiter des Grünflächenamtes der Stadt Neuss haben die Bilder vor einigen Jahren im Freien gefunden und dem Rheinischen Schützenmuseum übergeben – und sie damit gerettet.
Schießpreis, Schützenverein Grenzer-Höhe, Wuppertal-Elberfeld, 1960er Jahre
Die meisten Objekte in der Sammlung von Schützenmuseum und Schützenarchiv stammen aus Neuss oder aus der unmittelbaren Umgebung. Aber es gibt auch Dinge, die eine weitere Reise hinter sich haben. Dieser Schießpreis stammt aus dem Besitz des Schützenvereins Grenzer-Höhe in Wuppertal-Elberfeld, der sich 2004 auflösen musste. Das Vereinsleben war geprägt von der Lage des Vereins in einem städtischen und industrialisierten Raum, dem Ruhrgebiet, und so wählte man die Darstellung eines Schmieds für diesen Schießpreis. Solche Vergleichs-stücke aus anderen Regionen des Rheinlandes helfen, die Besonderheiten des
Neusser Schützengeschehens zu erkennen.
Sparkasten, Schützengildezug „Erfttrabanten“, 1950er Jahre
Es gibt viele Dinge, die lange Zeit wie selbst-ver-ständlich zum Schützenleben dazu-gehören – und dann plötz-lich verschwunden sind. Und oft ist es dann schon zu spät, um noch ein Exemplar in die Museumssammlung zu überführen. Ein Beispiel dafür ist dieser Sparkasten. In den meisten Zügen wird das Jahr über für das Schüt-zenfest gespart. Die Aus-zahlung des Kirmes-geldes erfolgt jeweils vor dem Beginn des Schützenfestes und ist als Löhnungsappell sogar ein eigener Festtermin. Heute wird das Spargeld per Überweisung auf das Konto eingezahlt. Doch bis vor wenigen Jahren „fütterten“ die Schützen solche Sparkästen mit Bargeld. Die Kästen hingen in der Kneipe, wo sich der Zug regelmäßig traf. Doch innerhalb weniger Jahre verschwanden die Kästen. Glücklicherweise hat der Gildezug „Erfttrabanten“ seinen Sparkasten nicht entsorgt, sondern auf-bewahrt, bis er den Weg ins Schützenmuseum finden konnte.
Goldener Schützenadler, verliehen von Kaiser Wilhelm II., 1908.
Diese schöne Kette mit dem großen Anhänger trägt in jedem Jahr der Vize Präsident des Neusser Bürger-Schützen-Vereins beim Schützenfest. Diese Kette ist aber nicht nur schön, sondern hat eine ganz besondere Geschichte, die sich um ein ungewöhnliches Jubiläum rankt: 1898 hatte der Neusser Bürger-Schützen-Verein, der 1823 gegründet worden war, sein 75-jähriges Jubiläum gefeiert. Doch schon 1908 beging man erneut ein Jubeljahr. Und diesmal feierte man sogar das 300-jährige Bestehen! Dieses Fest war nicht einfach aus einer Laune heraus angesetzt worden, sondern verfolgte eine bestimmte Strategie: Die Neusser Schützen wollten sich um eine begehrte Auszeichnung bewerben: den so genannten Goldenen Schützenadler. Diese handtellergroße Medaille mit einer Abbildung des preußischen Adlers war eine ausschließlich für Schützenvereine bestimmte Ehrung des preußischen Königs und damit des deutschen Kaisers, die etwa anlässlich eines besonderen Jubiläums verliehen wurde. Aber das nächste Jubiläum war noch in weiter Ferne… Oder vielleicht doch nicht? Die Neusser Schützen suchten in alten Unterlagen, bis sie ein Ratsprotokoll aus dem Jahr 1608 fanden, in dem ein „Schützen Spill“ erwähnt wird. So konnten sie ein 300-jähriges Jubiläum feiern und sich um die begehrte Auszeichnung bewerben. Mit Erfolg: Am Schützenfestsonntag 1908 bekam das Komitee den Adlerorden überreicht. Wie gut, dass es Archive gibt!
Fotografie, Fackel des Schützenlustzuges „R(h)einrassige“ 1971.
Das Schützenarchiv besitzt eine umfangreiche Fotosammlung und oft steckt hinter den Momentaufnahmen eine schöne, traurige oder lustige Geschichte. So auch bei diesem Foto: Es zeigt eine Fackel des Schützenlustzuges „R(h)einrassige“: Dieser baute 1971 seine erste Fackel und machte die Straßenbahn in Neuss zum Thema. Sie hatten die tolle Idee, ein echtes Pferd vor die Fackel zu spannen. Leider zerbrach die selbst gebaute Deichsel bereits direkt auf den ersten Metern. Was tun? Den Rest des
Weges mussten die Zugmitglieder die Fackel dann selbst ziehen. Und das Pferd? Das durfte den Weg ganz entspannt und unbe-lastet von einem schweren Wagen mitmachen!
Festkarte mit Dameneintrittskarten, 1920.
Ein besonders seltenes Stück ist diese Festkarte von 1920 mit den nicht abgetrennten Abschnitten der Eintrittskarten für Damen. Seit 2023 heißen die „Dameneintrittskarten“ nur noch „Eintrittskarten“ und gewähren den Begleitungen der Schützen unabhängig von ihrem Geschlecht den Zutritt zur Festwiese.
Münzpokal, Geschenk von Schützenkönig
Franz Vell, 1922
Dieser gehört zu den schönsten Stücken in der Sammlung des Schützenmuseums. Gefertigt wurde er von dem Neusser Goldschmied Franz Vell. Aus seiner Werkstatt stammen viele be-sondere Stücke rund ums Schützenwesen, so auch die Königskette, die heute noch getragen wird. 1921/22 war er selbst Schützenkönig und überreichte dem Neusser Bürger-Schützen-Verein diesen Pokal als Geschenk. In die Wandung sind vier Münzen eingelassen. Der Pokal wird bis heute während des Schützenfestes genutzt und daher „vör de Dag“ aus dem Museum abgeholt.
Schützenfestplakat, 1939
Im Museum gibt es ein Schützenfestplakat von 1939, das über und über mit Unter-schriften bedeckt ist. Aber gerade die vermeintliche Beschädigung macht die Besonderheit dieses Plakates aus. Das Schützenfest 1939 wurde vorzeitig am Schützen-festsonntag beendet. Mit dem Abbruch des Festes hatten die ausgehängten Programme vorzeitig ihre Funktion verloren. Aber eines der Plakate wanderte im Gepäck eines jungen Soldaten bis nach Bitburg in der Eifel. Dort fand es seinen Platz in der Kantine und jeder Neusser, der hier ein-kehrte, musste unterschrei-ben. Das Plakat fand schließlich wieder zurück nach Neuss – wie viele der Soldaten, die unterschrieben haben, den Krieg überlebten, ist nicht bekannt.
Königsschild von Schützenkönig Johannes Tilmes, 1742
Seit 1415 ist eine Schützenbruderschaft in Neuss belegt. Im Stadtarchiv wird die Urkunde mit den Statuten der Neusser St. Sebastianus-Schützenbruderschaft aufbewahrt, die auf den 1. November 1415 datiert ist. Dort gibt es viele weitere Dokumente, die über die Geschichte des Schützenwesens in Neuss vor der Gründung des Neusser Bürger-Schützen-Vereins 1823 berichten. Was es leider aus der Frühzeit nicht mehr gibt, sind Objekte. Schriftlichen Quellen ist zu entnehmen, dass auch die frühen Neusser Schützen eine silberne Kö-nigskette besaßen. Aber diese ist nicht erhalten geblieben. Es gibt aber trotzdem einen Königs-schild eines Neusser Schützen im Schützenmuseum: Dieser stammt zwar aus Büttgen, aber er wurde von einem Neusser gestiftet, wie die Inschrift zeigt: „Johannes Tilmes Burger in Neus hat den Vogel abgeschossen 1742“. Die gekreuzten Braugabeln verweisen auf seinen Beruf: Er war Brauer.
Emailleschüssel, 1950er Jahre
Im Schützenmuseum gibt es Objekte, die man vielleicht nicht
in einem Museum erwarten würde. Dazu gehören einige Emailleschüsseln mit deutlichen Gebrauchsspuren. Ältere Neusserinnen und Neusser werden diese Schüsseln aber vielleicht wieder-erkennen. Denn sie wurden bei der Kinderbelustigung für das beliebte Spiel „Gröschgesööke“ benutzt: Bei diesem Spiel bestand die Belohnung in harter Währung – in Groschenstücken. Diese waren allerdings in der mit Mehl gefüllten Schüssel versteckt. Wer die Groschen gewinnen wollte, musste mit dem
Mund in dem Mehlbett graben. Wie der Teller aussah, nachdem mehrere Kinder das Mehl durchsucht hatten, lässt sich denken …
Orden des Schützenkönigs
Wilhelm Servaes, 1837
Schon in den ersten Jahren nach der Gründung des Neusser Bürger-Schützen–Vereins verschenkten die Schützenkönige Orden an Freunde oder Würdenträger des Vereins. Aber es handelte sich damals nur um einige wenige Stücke. Das Schützenmuseum besitzt einige dieser frühen Auszeichnungen. Dieser besonders schön gravierte Orden stammt von Schützenkönig Wilhelm Servaes.
Bowlengefäß, Geschenk für Schützenkönig Wilhelm Inhoffen, 1912
Das Schützenfest ist ein Fest der Ge-schen—ke! Orden, Zugabzeichen, Blumensträuße, Schießpreise, Lebkuchenherzen beim Schützenfest gilt, was das Sprichwort „Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft!“ aussagt. Auch der Schüt-zenkönig erhält zahlreiche Gaben. Und manche davon sind besonders zeittypisch, dazu gehört auch dieses Bowlengefäß aus versilbertem Zinn im Stil des Historismus mit Löwenfüßen, Hirschköpfen und als Krönung einem Jäger mit erlegtem Wildschwein. Das prächtige Stück erhielt Schützenkönig Wilhelm Inhoffen 1912 als Geschenk des Neusser Bürger-Schützen-Vereins.
Königsvogel von Schützenkönig
Ernst Heitzmann, 1953
1953 gelang es Ernst Heitzmann den Königsvogel mit dem ersten Schuss von der Stange zu holen. Der Vogel wurde durch den ersten Schuss in zwei gleiche Hälften gespalten und fiel herab. Der Mitbewerber Heinrich Dams konnte nicht einen einzigen Schuss abgeben. Dieser „Meisterschuss“ war nicht die einzige Besonderheit des neuen Königs: Als passives Mit-glied des Neusser Bürger-Schützenvereins trat Ernst Heitzmann im zivilen Anzug zum Königsschießen an. Das „Überleben“ eines Königsvogels ist selten, denn in der Regel bleiben nach dem Wettbewerb davon nur noch Splitter übrig.
Präsidentenkette des Grenadierzuges
„KKV Novesia I“, 1929
Diese Kette war die Präsidenten- bzw. Zugführerkette des Grenadierzuges „KKV Novesia I“ und wurde 1929 von den Damen des Zuges gestiftet. Der Zug war nicht nur ein Schützenzug, sondern beteiligte sich auch aktiv im Karneval. Darauf spielen die beiden Figuren rechts und links des Schildes an: ein Narr mit Pritsche und ein Grenadier mit Gewehr. Auch der Affe mit Spiegel verweist auf die karnevalistischen Aktivitäten. Das kleine emaillierte Bild zwischen den Figuren zeigt Albert Vellen, den damaligen Präsidenten des Zuges, mit Narrenkappe. Auf der Rückseite des großen Schildes befindet sich folgende Gravur: „Als Präsidenten Orden dem Grenadierzug K.K.V. No-ve-sia I. gewidmet von den Damen“. Mit einem Foto, auf dem er die neue Kette trägt, bedankte sich Albert Vellen im Namen des Zuges bei den Stifterinnen. Albert Vellen war von 1947 bis 1961 Präsident des Neusser Bürger-Schützen-Vereins.
Karussellpferd, um 1900
Im Rheinland gehören Schützenfest und Jahrmarkt so fest zusammen, dass beides oft unter „Kirmes“ zusammengefasst wird. Die-ses große Karussellpferd aus Holz, eine Leihgabe des Clemens Sels Museums, steht in der Ausstellung für diesen Teil der Schützen-geschichte.
Schützenkönigskette, Geschenk von Joseph und Peter Leuchtenberg, 1824
An der Spitze des Regiments 1824 stand Joseph Leuchtenberg, der nicht nur von zwei „Leibhusaren-Adjutanten“ begleitet wurde, sondern sogar den Rang eines Generals einnahm! Die Familie Leuchtenberg war damals noch nicht als Inhaber einer Sauerkrautfabrik bekannt, sondern als Betreiber einer Fährverbindung über den Rhein – wie es scheint, war dieses Geschäft jedoch durchaus lukrativ.
Denn General Joseph Leuchtenberg überreichte zusammen mit seinem Bruder Peter den Junggesellen zum Schützenfest 1824 ein ganz besonderes Geschenk: Eine silberne Königskette, gefertigt vom Neusser Silberschmied Jakob Schwann. Diese Kette hat eine eher ungewöhnliche Gestaltung: Zwei Figuren – keine Engel, sondern geflügelte Schutzgeister – halten einen Ehrenkranz über den preußischen Adler, darunter ist das Neusser Stadtwappen zu sehen und darunter befindet sich ein kleines Schild mit der Darstellung eines Fährschiffes als Hinweis auf die Stifter. Ebenso ungewöhnlich ist auch die Geschichte des Silbers: Die Kette geriet mehrfach in Vergessenheit, wurde wieder aufgefunden und galt nach 1945 endgültig als verschollen – bis sie 1977 im Pfarrhaus von St. Quirin in einem Karton mit alten Kirchenbüchern auftauchte.
Uniformhut von Wilhelm Kettler,
1952 bis 2002
1952 gründete sich aus dem Kreis der KKV Novesia heraus ein Schützenlustzug, der sich zur Erinnerung an die hanseatische Tradition von Neuss „Hansa 52“ nannte. Wilhelm Kettler war von der Gründung an Oberleutnant des Zuges und übte dieses Amt 50 Jahre lang bis zur Auflösung des Zuges aus. Die ganzen Jahre trug er seinen allerersten Hut. Und schließlich stiftete er das Stück mit der langen Geschichte dem Schützenmuseum.
Bild:
- Bildschirmfoto 2024-08-12 um 08.24.15: Rheinisches Schützenmuseum