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Hallo Dennis, du trainierst Jagdhunde, hast allerdings auch für den „normalen“ Hundeführer einige Programme im Angebot. Kannst du dich und das, was du machst, einmal vorstellen?
Mein Name ist Dennis Panthen. Ich bin im Hauptberuf Hundetrainer und Jagdhundeausbilder. 2006 habe ich meine Arbeit mit Hunden begonnen, damals noch im Hundesport bei den Dobermännern und wurde dort 2010 deutscher Meister im Schutzhundesport. 2014 machte ich aus dem Hobby einen Beruf, wechselte allerdings in die Jagdhundeszene. Im Mittelpunkt steht seitdem: die Arbeit mit Gebrauchshunden, die Weiterentwicklung von Training und die Modernisierung der Jagdhundeausbildung. Heute betreibe ich Deutschlands größte E-Learning-Plattform im Bereich Jagdhundeausbildung. Wir vermitteln gezielt Wissen, nicht nur für die Ausbildung von Jagdhunden, es gibt auch Input für Familienhunde zu Themen wie Rückruf, Impulskontrolle und Leinenführigkeit. Des Weiteren bin ich tätig als Autor, Podcaster und Youtuber, Referent für Land Rover, und berate Firmen und Sponsoren europaweit. Im Grunde dreht sich alles 24 /7 rund um das Thema Hund.
Was ist aus deiner Sicht das Wichtigste im Umgang mit dem eigenen Hund?
Das Wichtigste ist, dem Hund weitestgehend eine artgerechte Haltung zu ermöglichen und gegebenenfalls seine genetischen Anlagen anzusprechen und zu kontrollieren. Hier wird meines Erachtens zu viel mit Unterdrückung und Verdrängung gearbeitet, in der Hoffnung, den Hund nicht zu aktivieren. Triebe und Veranlagung dauerhaft zu unterdrücken oder zu ignorieren geht nicht spurlos und ohne Nebenwirkungen und Verhaltensauffälligkeiten an den Hunden vorbei. Die Natur des Hundes zu erkennen, zu respektieren und nach den eigenen Möglichkeiten zu gestalten ist eine Verpflichtung den Hunden gegenüber. Hier muss der Mensch lernen, seinen unbändigen Egoismus zu kontrollieren und den Hunden nicht eine Rolle zuzuweisen, für die sie erstens nicht gemacht sind und die sie zweitens nicht erfüllen können. Respektiere die Natur (das Wesen des Hundes), fördere sie, gestalte sie. Lerne sie gemeinsam mit deinem Hund zu kontrollieren. Nur so könnt ihr ein Team werden auf Augenhöhe, geprägt durch Akzeptanz und gegenseitigen Respekt.
Was ist der größte Fehler, den Hundebesitzer machen?
Sie beschäftigen sich in der Anschaffung zu wenig mit der ursprünglichen Verwendung der jeweiligen Hunderasse. Auf diesem Weg gelangen Hunde zu Menschen mit deren Leben sie nicht kompatibel sind. Das führt zu Problemen, die von Beginn an vorbestimmt sind und oft in gegenseitiger Frustration enden.
Was sind die wichtigsten Skills, die ein Hund haben sollte und die man mit ihm trainieren sollte?
Für den Familienhund gibt es nur drei wichtige Themen. Erstens: Rückruf und Impulskontrolle. Zweitens: Leinenführigkeit. Drittens: soziale Kompetenz. Viele haben in diesen Bereichen große Defizite, beschäftigen sich aber fortlaufend mit anderen Themen, anstatt diese Top 3 zu ihrer absoluten Priorität zu machen.
Was empfiehlst du unseren Leserinnen und Lesern, wonach sie eine Hundeschule, einen Hundetrainer aussuchen sollten?
Der Markt wird aktuell mit Hundetrainerinnen und -trainern förmlich überschwemmt. Deren oberflächliche und zum Teil mangelhafte Ausbildung fallen zunächst in der Grundausbildung nicht weiter auf, werden aber zu einer echten Gefahr, wenn abseits dieser Themen (Beispiel: Aggression) die eigenen Fähigkeiten überschätzt werden. Wir brauchen in Deutschland dringend neue Qualitätsrichtlinien für die Trainer-Ausbildung.
Ein weiteres Problem sind die nicht vorhandenen Erfahrungen. Wir haben heute für alles jede Menge Informationen verfügbar. Das Problem mit dieser Art von Wissen ist allerdings, dass es oft rein theoretischer Natur ist und das Wissen niemals tatsächlich erfahren und erlebt wurde. Mein Tipp ist: Achten Sie nicht nur auf eine schön gemachte Homepage oder Instagram-Seite, sondern beschäftigen Sie sich mit der Historie des Trainers. Haben der Trainer und von ihm trainierte Personen bereits nachweisbare Leistungen erbracht, verfügt diese Person über einen wirklichen Erfahrungsschatz aus der Praxis und kann das auch vermitteln. Wichtig auch die alte Regel: Trainer-Hund tut Wahrheit kund! Alles in allem: Gucken Sie hinter die Fassade und hören Sie auf ihr Bauchgefühl.
Zum Schluss eine persönliche Frage – jeder Hundefreund hat ja seine Träume: Welche Hunderasse begeistert dich, die du aber wahrscheinlich nie selber führen wirst?
Tatsächlich ist es der Pudel, den ich wirklich faszinierend finde. Von den Strukturen der Zucht bin ich allerdings sehr enttäuscht, hinzu kommen Preisvorstellungen von 3.000 Euro und darüber. Aus meiner Arbeitshundewelt kenne ich Preise von 800 – 1.500 Euro für Welpen aus einer Leistungszucht. Der Aufwand für einen Züchter, einen Deutsch-Drahthaar zur Zucht zu qualifizieren, übersteigt das, was ein Pudel-Züchter leisten muss, bei Weitem. Von daher werde ich mich nicht an diesem Wahnsinn beteiligen, was mir allerdings für die Hunderasse sehr, sehr leid tut. Hier wünsche ich mir eine Abkehr von diesem Wahnsinn der Geldmacherei mit Hunden.
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