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Dana Loosen ist Lehrerin am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium und leitet dort die Gedächtnissport-AG. Im April nahm sie mit ihren Schülern erfolgreich an der Norddeutschen Gedächtnismeisterschaft teil. Sie selbst ist amtierende Vize-Meisterin in Norddeutschland und insgesamt auf Weltranglistenplatz 126. Zurzeit bereitet sie sich auf die deutsche Meisterschaft Anfang November und die Weltmeisterschaft in Schweden Ende November vor.
Top Magazin: Dana, ihr habt bei den Norddeutschen Meisterschaften, die hier in Neuss stattgefunden haben, richtig abgeräumt:
1. Platz bei den Kindern, 1. Platz bei den Junioren, beste ,,Kinder-Newcomerin“, bester ,,Junioren-Newcomer“, dann noch: ein neu aufgestellter deutscher Rekord im Bilder merken und du bist norddeutsche Vizemeisterin bei den Erwachsenen geworden. Herzlichen Glückwunsch. Erzähl doch mal, wie bist du eigentlich zum Gedächtnissport gekommen?
Dana: Eigentlich bin ich noch gar nicht so lange dabei. Ich habe immer gerne geknobelt oder gelesen und geschrieben. 2010 bin ich dann mal auf eine Internetseite gestoßen und das hat mich interessiert. So bin ich dann zum Gedächtnissport gekommen.
Ja, und da gab es dann Meisterschaften. Und dann habe ich mich ein bisschen reingefuchst.“
Du kannst dir endlose Zahlenreihen, Bilder oder sogar Binärzahlen merken. Jetzt mal ehrlich, könnte das jeder lernen? Die Technik ist relativ leicht verständlich und es ist auch leicht zu erkären. Aber dann ist das wie mit allen Sachen: Wenn du ein Supertalent bist, aber nicht übst, kommst du nicht weit. Wenn du kein Talent hast, aber du übst sehr viel, kommst du auch nicht nach. Das heißt, es muss sowohl Talent als auch übung zusammenkommen.
Das heißt, auch du trainierst regelmäßig? Wie muss ich mir das vorstellen? Und vor allem, wie viel Zeit investierst du?(lacht) Ich muss ja auch noch arbeiten und habe Familie. Aber vor wichtigen Wettkämpfen übe ich schon so vier Stunden täglich. Ich trainiere vor dem Laptop. Es gibt spezielle Übungsseiten im Internet. Jetzt warst du schon bei mehreren Meisterschaften.
Wie muss man sich das vorstellen? Gerade bei den Deutschen Meisterschaften oder auch Weltmeisterschaften merkt man sich eine Stunde lang Karten oder 30 Minuten lang Ziffern und dann ist die Wiedergabe eine ganze Stunde. Das ist vielleicht auch der Grund, warum der Sport nicht so populär ist. Du siehst dann Leute, die eine halbe Stunde auf Nullen und Einsen starren und die danach eine Stunde lang tippen, überlegen, und wieder tippen. Das ist für die Zuschauer total unspektakulär. Ich kann mir das alles nicht so richtig vorstellen. Dana zeigt mir ein Beispiel an ihrem Laptop. Wir prägen uns eine Minute lang binäre Ziffern ein, das heißt wir beide starren auf ihren Bildschirm, auf dem Einsen und Nullen in 4er-Blöcken stehen.
Ich fange an, die Einsen und Nullen auswendig zu lernen und kann mir so maximal 10 Zahlen merken, dann komme ich schon durcheinander.
Eine Minute ist um. Ich kann tatsächlich 5 Zahlen richtig wiedergeben. Dana schafft 120 in einer Minute.
Wie macht sie das? Natürlich habe ich ein System (lacht). Ich habe für jede Zahl von 0 bis 99 ein Bild. Bei Binärzahlen wandele ich mir diese erstmal in normale Zahlen um. Dann lege ich mir die Bilder auf verschiedene Haltestellen. Im Kopf fahre ich dann meine Haltestellen ab und sehe auf jedem Stopp ein Bild. Es ist eine kleine Bildergeschichte. Wenn du bei mir in der AG anfängst, musst du dir erstmal diese 100 Bilder aneignen. Da hat auch jeder seine eigenen Bilder, die müssen prägnant sein, damit man sie sich gut einprägen kann.
Zum Beispiel für mich sieht die 5 aus wie ein S, die Nummer 6 wie der Buchstabe „G“ – also fangen alle 50er Zahlen mit S und alle 60er mit „G“ an. Die 56 ist beispielsweise die S.: 5=S und 6=G. Später musst du nicht mehr darüber nachdenke. 56 ist die Säge. Zum Schluss spielen wir noch Memory gegeneinander. Das Ergebnis spricht für sich. Am Anfang Luft es gar nicht so schlecht für mich. Dabei fällt mir auf: Dana deckt als zweite Karte immer eine „alte“ Karte auf. So verrät sie dem Gegner nicht unfreiwillig eine Karte. Dana: Auf der Spiele-Messe in Essen organisieren wir immer einen Memory-Stand. Da finden dann die Memory Meisterschaften statt, da kann jeder mitmachen. Das stemmen wir selbst aus eigener Tasche. Das machen wir aber mit einem Augenzwinkern. Es ist eine schöne Tradition. Übrigens gilt beim Memory: der Schönere fängt an und das ist natürlich immer die Dame.
Wer jetzt selbst seine Gedächtnisfähigkeiten testen möchte, kann online schauen auf www.memoryxl.de, www.iamwmc.com (Training). Wir wünschen Dana viel Glück für ihre kommenden Wettbewerbe.
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