Bild: Rolf D. Lüpertz

Schützenspuren Königsgeschenke

Seit Jahrzehnten ist es ein ehrenwerter Brauch, eine geschätzte Tradition und eine gern gesehene Sitte: Der Schützenkönig des Neusser Bürger-Schützen-Vereins überreicht der Stadt oder der Bürgerschaft ein Geschenk, das von hohem Wert und großer Bedeutung ist. Diese Geschenke, Ausdruck von persönlichem Geschmack, äußerer Verbundenheit oder tiefgründiger Symbolkraft, haben im Laufe der Jahre bemerkenswerte, imposante und interessante Unikate hervorgebracht – und manchmal auch solche, die im Trubel des Alltags übersehen wurden.

Das wohl bekannteste und meistgesehene Geschenk ist zweifelsohne die Standarte, die Hermann Wilhelm Thywissen während seines Königtums stiftete. Diese Standarte, immer in der Nähe des Königs von einem fleißigen und unermüdlichen Schützen platziert, verkündet im überfüllten Festzelt stolz: Der König ist hier! An einer goldfarbenen Fahnenstange befestigt, trägt sie ein Band mit neun rot leuchtenden Glassteinen, ein Sinnbild für die neun Punkte des Quirinus. Das Stadtwappen, fein gestickt, prangt darunter, begleitet von der Jahreszahl 1954/1955 und dem Titel „KÖNIGSSTANDARTE“. Auf der Rückseite ist Quirinus abgebildet mit dem Text: St. Quirinus Patron der Stadt.

Im Jahr 1975 schenkte Alexander Wissmann eine Kette, die den Standartenträger auszeichnet. Und vielbeachtet sind auch die prächtigen Rüstungen der Kürassiere, 1976 von Willi Hüning gestiftet. 1990 wurde das von Thomas Nickel kreierte und treffend als Schützenwald betitelte Kunstwerk von Dieter Patt gestaltet. Dieses Werk wird heute noch im Treppenhaus des Rathauses bestaunt und bewundert. Im Jahr 2001 gesellte sich der Stadtwächter in der Rathauspassage hinzu. Von Anatol Herzfeld gefertigt, zieht er täglich hunderte Menschen in seinen Bann. Franz Josef Badort wollte mit der von Rost überzogenen Figur die Vergänglichkeit unseres Daseins und mit der Blüte einer Senfpflanze, die tausendfache Früchte trägt, den Fortbestand und das Wachstum der Stadt und unseres Schützenregiments symbolisieren. Franz Josef Badort schenkte auch die Gravur der neuen Quirinus-Reliquien-Schatulle, die alle Spender auf einer vergoldeten Plakette trägt – allesamt Namen von Neusser Schützen, aber auch einigen Frauen. Karl Theo Reinartz schenkte der Stadt 2006 eine Stele, auf der alle Könige seit Bestehen des NBSV eingraviert sind. Leider wird dieses Kunstwerk viel zu oft übersehen. Wer vom Markt aus zur Münsterkirche spaziert, muss an ihr vorbei. Aus Edelstahl gefertigt, dreht sich obenauf in Originalgröße der Königsvogel. Heinz Willi Maassen ließ sein Königsgeschenk 1997 auf der ersten Etage des Rathauses anbringen. Es zeigt auf einem großen Glasbild eine Sonntags-Parade aus der Sicht des Rathaus-Balkons. Adi Krämer, Mitglied der Schützengilde, schenkte im Jahr 1998 ein weiteres Bleiglasfenster, das den Aufzug der Schützengilde darstellt. An dieser Stelle ist noch Platz für weitere Korpskönige. Mario Meyen stiftete 2006 eine in den Boden eingelassene Platte, die dem Ablauf der Parade noch mehr Kontur gibt, indem sie dem Oberleutnant rechtzeitig das Kommando „Augen rechts“ signalisiert. Rainer Reuß, Sohn des Schützenkönigs 1982/1983 mit gleichem Vornamen, ließ 2013 ein weiteres Schild platzieren, das das Kommando „Augen geradeaus“ in Bronze gegossen unübersehbar im Boden verankert.

Dort, wo der König bei Paraden steht, ließ Herbert Napp 1980 eine große Plakette in den Boden einarbeiten. Sie zeigt in besonders ansprechender Form die Königs-kette, ist jedoch leider oft durch Mobiliar der Außengastronomie schwer einsehbar. Heinz Günter Hüsch sei besonders bei den Königsgeschenken hervorzuheben. Er war der erste Schützen-könig, der sein Geschenk „an die Öffentlichkeit“ richtete. Die Plakette an der Wand des Zeughauses lässt sowohl Wehmut als auch Freude aufkommen, denn die bildhafte Darstellung zeigt die erste Zeile des Liedes: „Wenn die Ernte ist vorüber…“ und signalisiert damit das Ende der bäuerlichen Feldarbeit und den Beginn des Schützenfestes. Im weiteren Verlauf des Textes heißt es dann: „Kirmes, Kirmes, du des Neussers Freud und Lust“, wobei dann alle mitsingenden die Arme in die Höhe recken. Markus Reipen, dessen großzügige Spende zur Reparatur des Schützenglockenspiels in seinem Königsjahr unsichtbar blieb, darf auch nicht unerwähnt bleiben. Die 27 Per-sonen sind nach Fotografien der Dargestellten geschnitzt. Beim König lässt sich sogar erkennen, wen die Figur darstellt. 

Schreiben Sie uns eine E-Mail an neuss@top-magazin.de mit dem Namen des Königs. Wir verlosen 10 Plätze zu einer Besichtigungstour des Glockenspiels. 

Viel Glück wünscht Rolf D. Lüpertz!

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  • Bildschirmfoto 2024-08-05 um 15.43.21: Rolf D. Lüpertz