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Fast Fashion – noch zeitgemäß?

Wie lange hält bei Ihnen ein T-Shirt oder eine Hose? Manches trägt man gerne und lange, vieles bleibt aber im Kleiderschrank und wird irgendwann aussortiert. Individuell nachvollziehbar ist dieses Verhalten sicherlich. Kleidung ist ein Alltags- und Gebrauchsgegenstand, Spontankäufe sind an der Tagesordnung – und Mode-Stile wechseln. Auch unser individueller Geschmack bleibt – zum Glück – nicht der gleiche.

Das Problem: Die Herstellung von Kleidung verbraucht Ressourcen. Je billiger und schnelllebiger Kleidung ist und sein muss, desto eher kann man davon ausgehen, dass sie unter ökologisch und sozial schwierigen Bedingungen produziert wurde. Wenn dann noch schnell aussortiert und ersetzt wird, befeuern Konsumentinnen und Konsumenten ein System, das nicht dazu beiträgt, unsere Welt besser zu machen.

Ganz klar: Bei dem Kauf von Kleidung ist sicher nicht die Hauptmotivation, die Welt besser zu machen. Und doch kann man mit ein wenig Gedanken „um den Kauf herum“ die eigene Kaufentscheidung verbessern und damit sich selber ein besseres Gefühl verschaffen. Und das ist doch auch etwas wert, oder?

Fangen wir mit einigen Fakten an: Laut Greenpeace wird jedes fünfte Teil Kleidungsstück so gut wie nie getragen. Erschreckend? Hier sind noch ein paar weitere Fakten, die Greenpeace liefert: Aussortiert werden Schuhe, Oberteile und Co. teils erschreckend schnell, ein Beispiel: Fast jeder achte trägt seine Schuhe nicht länger als ein Jahr! Die Verbraucherzentrale geht von 16 Kleidungsstücken aus, die jeder Bundesbürger im Jahr entsorgt – ein Kleiderberg von 1,1 Millionen Tonnen Textilien – jedes Jahr. 

„Fast fashion“ (zu deutsch: „schnelle Mode“) wird ermöglicht durch günstige Herstellungsmethoden, geringere Qualität und schnelle Reaktionszeiten der Kleidungsherstellern auf wechselnde geschmackliche Trends. Die „time-to-market-Zeit“ der entsprechenden Ware ist extrem kurz: Vom ersten Entwurf bis zum Verkauf dauert es bei Fast-Fashion-Unternehmen oft nur wenige Wochen, im Vergleich zu einer Dauer von einem halben Jahr bei traditionelleren Modeherstellern. Das laufend wechselnde Angebot zu günstigen Preisen macht es für die Konsumentinnen und Konsumenten attraktiv, schnell zu kaufen – und damit auch schnell auszusortieren.

Das, was nicht mehr benötigt wird, wird meist weggeworfen. Entweder im normalen Müll oder in Kleidersammelboxen. Die AWL, also die Abfallwirtschafts- und Verwertungslogistik Neuss GmbH, schreibt dazu, dass rund 3 Kilogramm größtenteils noch verwertbare Kleidung pro Einwohner im Restmüll landen – Schuhe gar nicht mitgezählt. Die AWL weist darauf hin, dass in den städtischen Altkleidercontainern über die Zusammenarbeit mit den Sozialverbänden sichergestellt wird, dass die Verwertung der Second-Hand-Ware sozialverträglich erfolgt. Es gibt also Möglichkeiten, zumindest für eine Weiternutzung zu sorgen.

Was allerdings noch viel zu selten mitgedacht wird, ist eine echte Direktverwertung der Second-Hand-Ware. In Fachkreisen spricht man auch von „pre-loved Fashion“, also von Modeartikeln, die bereits ihre „erste Liebe“ hinter sich haben und nun wertschätzend weitergegeben werden sollen. Entsprechende Ware wird inzwischen sowohl von großen Firmen wie etwa Momox, H&M und Zalando angeboten. Noch spannender sind allerdings lokale Angebote, die es auch bei uns im Rhein-Kreis Neuss gibt. So macht das Neusser Start-up „Loribox“ in den letzten Monaten von sich reden. Noch am Anfang des Pre-Loved-Fashion-Geschäftes steht ein weiteres Neusser Start-up. Hinter „Erftkind“ steht Inga Ackermann, die ein sorgfältig kuratiertes Angebot an Kleiderwaren für Kinder aller Altersklassen anbietet. Top Magazin hat mit ihr gesprochen, um mehr zu erfahren – über die neu entstehende Branche, die Motivation hinter ihrem Geschäftsmodell und vor allem über die Vorteile, die sie mit ihrem Angebot ihren Kundinnen und Kunden bietet. 

Liebe Inga, bitte erzähle uns doch einmal, was du genau anbietest!

Inga Ackermann: Im Erftkind Online-Shop findet man modische preloved Kindermode in sehr gutem Zustand. Vom Baby- bis zum Teenageralter werden alle Größen angeboten. Die Teile stammen aus Privatankäufen und werden von mir persönlich ausgewählt. 

 

Wie bist du auf die Geschäftsidee gekommen?

Mit der Geburt meines Sohnes habe ich schnell festgestellt, wie kurzweilig die Tragedauer von Kinderkleidung ist. Ich habe mich mehr damit beschäftigt, wie viele Ressourcen zur Herstellung von Kleidung benötigt werden und unter welchen Bedingungen dies häufig geschieht. Für mich war klar, dass „Second Hand“ die logische Wahl ist. 

Leider war die Beschaffung mit großem Aufwand verbunden. Stundenlanges Wühlen auf dem Flohmarkt oder Privatkäufe über Online-Portale, wobei man qualitativ starken Schwankungen ausgesetzt ist. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis ging es vielen ähnlich. So war die Idee geboren: Eine Möglichkeit sicher, schnell und mit einem positiven Einkaufserlebnis gebrauchte Kinderkleidung zu shoppen, auch abends auf der Couch, wenn das Kind schläft. Und da das Auge bekanntlich mit kauft, achte ich auf ansprechende und modische Styles. 

 

Über welche Kanäle erreichst du deine Kundinnen und Kunden?

Auf meiner Webseite kann man mehr über uns erfahren. Ein wichtiger Kanal für mich ist aktuell Instagram, da es eine gute Möglichkeit bietet über aktuelle Angebote zu informieren, mit Kund*innen in den Austausch zu gehen und auch mal Einblicke hinter die Kulissen zu gewähren.

Seit Anfang September ist Erftkind Teil der Little Vintage Collective. Dabei
handelt es sich um eine Shopping Mall für Kinder Second-Hand Shops, bei denen man mit gutem Gewissen shoppen kann. Jeder Shop bietet unterschiedliche Konzepte, da ist wirklich für jeden etwas dabei. 

 

Was kannst du den Top-Leserinnen und -Lesern beim Kauf von Pre-Loved-Fashion raten, worauf sollen sie achten?

Wenn ich für meinen Sohn shoppe, habe ich mir angewöhnt vorausschauend zu denken. Ich schaue immer auch mal bei den nächsten Größen nach und schnappe zu, wenn mir etwas gefällt. 

Ich bekomme für den Shop aktuell viele tolle Ankaufpakete und das Sortiment wächst stetig. Trotzdem liegt es in der Natur der Sache, dass Second Hand Stücke immer Einzelteile sind. Daher ist das Angebot, gerade was auch die größeren Größen betrifft, begrenzt. Aber ich arbeite daran, dass für jeden etwas dabei ist. 

 

Was rätst du jungen Gründerinnen und Gründern?

Einfach mal machen, könnte ja gut werden. Viele Ideen lassen sich mit kleinen Mitteln und geringem Risiko umsetzen. Aktuell betreibe ich Erftkind nebenberuflich, habe also ein sicheres Einkommen. Das gibt gerade in der ersten Zeit Sicherheit. Und ganz wichtig, vernetzt euch und tauscht euch mit anderen Gründer*innen aus.  

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