Qualität zu bezahlbaren Preisen
Ein Fachgeschäft für Jedermann
Wer die Gewürzmühle Engels betritt, taucht ein in eine andere Welt: Eine Welt der Geschmäcker und vor allem der Gerüche. Seit Generationen kennen Neusser Kinder den einzigartigen Geruch von getrockneten Früchten, Nüssen und Gewürzen aus aller Welt. Das Laden-Ambiente wirkt wie aus einer anderen Zeit und birgt eine schier unendliche Auswahl in Schütten und Regalen bis zur Decke. Und gleichzeitig: Die Kunden sind von heute, ganz modern. Eine junge, knapp zwanzigjährige Frau. Ein älteres Ehepaar. Eine Familie, die für das Mittagessen einkauft und ein paar Leckereien für die Kinder mitnimmt. Im Herzen von Neuss sieht man, wie inhabergeführter Einzelhandel heute funktioniert. Manja und Marcus Freistühler leben für „ihre Gewürzmühle“. Sie kennen ihre Kunden, verändern und erweitern das Angebot. Dabei steht Qualität immer im Vordergrund. Und das wirkt: Der Laden ist keine Minute leer, immer sind Kunden da, fragen, schauen – und kaufen. „Wir sind nicht stylisch oder hip, aber wir gehen mit der Zeit“, sagt Manja Freistühler.
Ein Blick zurück lohnt dennoch. 1919 ist das Gründungsjahr der Gewürzmühle Engels. Und übrigens auch das Jahr, in dem der Urgroßvater von Marcus Freistühler, Johannes Engels, die Mohnmühle angeschafft hat – die heute noch im Laden steht. Viele Kunden wissen genau, wie ihr Mohn gemahlen werden muss, damit ihr Mohnkuchen zuhause schmeckt wie immer. Das ist nicht selbstverständlich, so Freistühler: „Vieles kann doch gar kein Großer. Wir mahlen genau die Menge, die der Kunde braucht.“ Individuelle Kundenwünsche wer den gerne bedient, das ist eindeutig das Geschäftsmodell.
„Wir konzentrieren den Verkauf auf unseren Laden auf dem Büchel. Das Stammhaus an der Hymgasse ist jetzt vor allem Produktionsstätte“, erzählt Marcus Freistühler. Dort, direkt um die Ecke, werden die Gewürzmischungen, Müslis, Brotmischungen und die Mischungen der Kreativküche wie Risotto selbst hergestellt. Ein echtes Handwerk: „Der Beruf ist so vielseitig. Verkauf im Laden, Büro-Tage – und eben das Produzieren“, schwärmt Freistühler. Der Funken Leidenschaft springt automatisch über. Fast will man sich selber am Gewürzmischen versuchen. Übrigens: Wer von den Profis lernen will, sollte im Laden einmal nachfragen: Einige Male im Jahr gibt es die Möglichkeit, ein Gewürzseminar zu besuchen – immer geleitet von den Familienmitgliedern.
Natürlich braucht die Gewürzmühle für ihre hohen Qualitätsansprüche zuverlässige Lieferanten. Stichwort Netzwerk – ein ganz modernes Konzept, das für die Gewürzmühle seit hundert Jahren funktioniert. „Teilweise haben wir Händlerbeziehungen seit Jahrzehnten. Da können wir uns dann blind auf die Qualität verlassen“, erklärt Manja Freistühler. „Der Austausch mit anderen Feinkosthändlern ist heute auch unglaublich wichtig.“ Ausgetauscht werden Ideen, Rezepte – die Fachhändler kennen sich und arbeiten zusammen. So entstehen dann echte Renner. Beliebt bei Studenten ist etwa das Linsen-Curry, das mit Reis und einem Chutney als veganes Gericht super funktioniert, aber auch „aufgepeppt“ werden kann: Da passt Fleisch dazu, es geht aber auch pescetarisch – mit Fisch. Heute wollen ganz viele Ernährungsweisen bedient werden.
Die Geschmäcker sind vielfältiger geworden. Bei der Gründung des Geschäftes waren es vor allem Bäcker und Metzger, die die Gewürze von Johannes Engels bezogen. Solche „B2B“-Beziehungen („business to business“) gibt es noch – gerade erst hat die Gewürzmühle zusammen mit dem Traditionsmetzger Matzner das „Engelswürstchen“ herausgebracht, nach altem Familienrezept.
Doch heute machen die Endkunden das Hauptgeschäft aus. Denn im 21. Jahrhundert wollen die oft ganz Spezielles und Exotisches. Kochen mit hochwertigen Produkten ist „in“. So wünscht sich das ältere Ehepaar, das während des Gesprächs im Laden einkauft, ein Chiligewürz, nicht richtig scharf, aber trotzdem mit „Pepp“. Manja Freistühler hat sofort ein Gewürztütchen in der Hand: „Blumig, wird seit dem 17. Jahrhundert im Baskenland angebaut.“ Da ist sie wieder, die Verbindung aus Tradition und Moderne. Das moderne Ehepaar, der tolle und moderne Kundenservice, das bewährte Produkt – so nah am Kunden geht nur lokal vor Ort und ist besser als die Big Data eines Onlinehändlers. „Wir haben supernette Kunden und sind da wirklich gesegnet“, sagt Manja Freistühler. Lachend fügt sie hinzu: „Naja, unsere Kunden mögen Essen und Trinken – dann ist man halt gesellig.“ Die Kunden sind der wichtigste „Schatz“ des Unternehmens: „Wir leben vom guten Ruf. Die Leute kommen zu uns, sind zufrieden und erzählen es weiter. Manchmal brauchen wir gar nicht beraten – das machen die Kunden selber, geben Tipps und empfehlen ihre Lieblings-Produkte weiter.“
Was ist denn das beliebteste Gewürz? „Paprika geht gut, ein Klassiker. Und Curcuma, auch aus gesundheitlichen Gründen immer beliebter“, sagt Marcus Freistühler. Und Manja Freistühler deutet mit einem Augenzwinkern auf die Neusser Gewürzmischung. „Die Neusser lieben ihre Stadt und sind traditionsbewusst. Die Gewürzmischung wird oft als Mitbringsel bei Besuchen außerhalb der Heimat verschenkt.“ Natürlich geht die Gewürzmühle auch beim Thema Nachhaltigkeit mit der Zeit: „Für Nüsse und Trockenfrüchte arbeiten wir daran, das direkte Abfüllen in Behältnisse der Kunden zu ermöglichen“, erzählen die Inhaber. Den Trend „Unverpacktes Einkaufen“ wollen auch die Freistühlers unterstützen.
Seit hundert Jahren ist die Gewürzmühle ein Familienbetrieb und die fünfte Generation steht schon in den Startlöchern. Das Rezept für erfolgreiche Unternehmensnachfolge gibt Marcus Freistühler uns gerne: „Das muss freiwillig, ganz ohne Druck passieren. Klar freut man sich, wenn die Kinder im Laden aushelfen. Aber das muss jeder selbst wollen. Und entscheidend ist: Wer mitarbeitet und Verantwortung tragen will, der muss sich auch selbst ausprobieren dürfen.“