Savoca – Sizilien: 

Auf den Spuren des Paten

Sizilien

Sizilien ist die größte Insel Italiens und kann auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken. Die alten Griechen, Römer, Normannen und Araber haben dort ihre Spuren hinterlassen und die Landschaft sowie die Kultur, aber auch die einzigartige Küche, nachhaltig geprägt. 

Neben sanften Stränden, hügligen Weingebieten, mondänen Badeorten und (fast) chaotischen Städten, ist es vor allem der Ätna, Europas aktivster und größter Vulkan, der dieser Insel ihr unverwechselbares Profil gibt. Auch in jüngster Vergangenheit gab es immer wieder Ausbrüche, die den Flugverkehr am nahen Airport Catania lahmlegten und die Landschaft der unmittelbaren Umgebung veränderten. Aber gerade der Vulkan sorgt mit seiner erkalteten Lava für den guten, fruchtbaren Boden, der den berühmten sizilianischen Wein und die aromatischen Zitrusfrüchte, vor allem die leckeren Blutorangen, gedeihen lässt.

Nachdem wir schon alle mehr oder weniger bekannten Ecken der Insel bei insgesamt sieben Reisen erkundet hatten, verleitete uns in diesem Jahr ein für uns bis dahin unbekanntes Bergdorf an der Nord-Ost-Seite, Savoca, zu einem Besuch. 

Savoca

Savoca liegt ca. vier Kilometer landeinwärts, oberhalb der Küste zwischen Taormina und Messina, und ist über eine sehr kurvenreiche Straße zu erreichen, die landschaftlich reizvoll durch grüne mediterrane Vegetation führt. Wir hatten ein ruhiges Bergdorf erwartet und waren nicht wenig erstaunt, dass gleich am Ortseingang einige große Touristenbusse parkten. Auch die kleinen, engen Straßen waren von Touristengruppen bevölkert. Aber da wir damit beschäftigt waren, die richtige Zufahrt zu unserem Hotel zu finden, was bei der typisch italienischen Beschilderung nicht immer ganz einfach ist, dachten wir weiter nicht darüber nach, zumal wir an einem Sonntagmittag dort ankamen. Durch eine abenteuerlich schmale, durch alte Gebäude eng eingegrenzte Gasse gelangten wir zu unserem Hotel (für große Limousinen und SUVs nicht geeignet!). Immer hoffend, dass uns kein Auto entgegenkommen würde (was uns in einer Woche auch nur einmal passieren sollte). 

Danach machten wir uns zu Fuß auf den Weg in das Dorf, das unterhalb der burgähnlichen Hotelanlage liegt. Vorbei ging es an einer kleinen Steinkirche, die festlich geschmückt war, und einigen landestypischen Häusern bis ins Dorfzentrum. Dort überraschte uns der Anblick von zahlreichen Souvenirläden, die man hier in dieser Menge nicht vermuten würde. Besonders auffällig waren die vielen schwarzen T-Shirts mit dem typischen Konterfei von Marlon Brando als Pate. 

 

Auf den Spuren von Francis Ford Copolla

Ins Auge fiel auch eine kleine Bar mit weinbewachsener Terrasse, die ungewöhnlich häufig von den Touristen fotografiert wurde. Beim Betreten der Innenräume erkannte ich des Rätsels Lösung: Überall hingen alte vergilbte Fotos mit Szenen aus dem Film „Der Pate“, Teil I. Nicht schwer erkennbar: eine ausgelassene Hochzeitsgesellschaft. Hier fanden also in den 70ziger Jahren die Dreharbeiten zum Kultfilm über den Mafia-Clan Corleone statt. Unmittelbar auf dem Platz vor dem „Cafe Vitelli“ drehte der amerikanische Regisseur Francis Ford Coppola die berühmte Hochzeitsfeier des jüngsten Patensohnes mit der schönen Sizilianerin, die kurze Zeit später einer Autobombe zum Opfer fiel. Ein nicht besonders schönes Denkmal aus glänzendem Metall erinnert an den Amerikaner mit seiner Filmkamera.

Da die eigentliche Trauung in einer imposanten Kirche in Forza d`Agro, einem kleinen Dorf auf einem der umliegenden Hügel, gefilmt wurde, gibt es in diesem Teil von Sizilien einen regelrechten Bustourismus „auf den Spuren des Paten“, mit unübersehbaren bunt beklebten, großen Bussen – immer gut gefüllt. 

Die Geschichte von Savoca

Es wäre aber ungerecht Savoca nur auf seine Filmvergangenheit zu reduzieren, denn es hat eine echte Vergangenheit: gegründet von den Normannen, gibt es hier zwei Kirchen, San  Michele und Santa Maria in Cielo Assunta, beide aus dem 15. Jahrhundert. Denn Savoca diente früher den Fischern als sicherer Wohnort in den Bergen über dem Meer. Darüber erfährt man mehr im kleinen Geschichtsmuseum. Eine weitere, etwas schaurige Sehenswürdigkeit, bietet das Museum  unterhalb der Kapuziner-Klosterkirche etwas außerhalb des Ortes: im „Monastro dei Cappuccini“ sind die einigermaßen gut erhaltenen Mumien von Priestern aus dem 18./19. Jahrhundert hinter Glas ausgestellt. Es ist, neben der berühmten Kapuziner-Gruft in Palermo, die einzige Präsentation von derartigen Mumien auf Sizilien.

Da unser Hotel in der Nähe der normannischen Burgruine oberhalb von Savoca lag, konnten wir dem Touristentrubel gut entkommen und die angenehmen Seiten dieses herrlichen Flecks genießen.  

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