Ein Koffer und ein Käfer

Matthias Arndt, Inhaber und Geschäftsführer der Arndt Automobile GmbH mit Sitz an der Ruwerstraße, ist Anfang Februar dieses Jahres 60 Jahre alt geworden. Das in der zweiten Generation familiengeführte Unternehmen kann Krise. Das hat es einmal mehr in der Corona-Zeit bewiesen. Der faire und loyale Umgang mit den über 300 Mitarbeitern an 22 Standorten ist Matthias Arndt wichtiger als Expansionsgedanken. Wir haben mit ihm
über E-Mobilität, Tränen bei den Mitarbeitern und was es bei Arndt Automobile den Erwartungen zum Trotz nicht gibt, gesprochen.

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Ein Koffer für ein neues Leben und ein VW Käfer für den Start in eine einzigartige Neusser Unternehmensgeschichte. Das waren die zwei Dinge, die Rita und Manfred Arndt nach ihrer Flucht aus der ehemaligen DDR und für die Gründung der eigenen Firma in Holzheim benötigten. Es waren die 1960er Jahre, die Jahre des Nachkriegsbooms – eine Periode ungewöhnlich starken Wirtschaftswachstums und hoher Einkommenszuwächse. Ein Auto konnte sich damals nicht jeder leisten und
dennoch hatten alle das Grundbedürfnis nach Autonomie und Lust auf Reisen und Entdecken. Die Geschäftsidee folgte der Nach-frage des Marktes. So einfach
war das damals. Heute hat Matthias Arndt aus dem väterlichen Betrieb ein hochkomplexes Dienstleistungsunternehmen geschaffen, das mit maßgeschneiderten Lösungen auf die Bedürfnisse in einem sich ständig im Wandel befindlichen Markt, exakt und blitzschnell reagieren kann.

Unter dem Dach der Arndt Mobility Group vereinigen sich mittlerweile fünf Geschäftsbereiche, die allesamt im Wachstum sind. Vermieten, verkaufen, abon-nieren, sowie Automotive und Kühlfahrzeuge für die Frischelogistik, PKW, Transporter, LKW und weitere Nutzfahrzeuge bis 40 t für den täglichen Gebrauch.

Wir haben uns vor Ort ein Bild des Unternehmens gemacht und mit Matthias Arndt gesprochen.

Top: Sie sind vor ein paar Wochen 60 Jahre alt geworden. Herzlichen Glückwunsch nachträglich. Was bedeutet es für Sie, in der zweiten Hälfte des Lebens ein so großes Unternehmen zu führen?

Matthias Arndt: Mit 60 fangen manche an, den Keller aufzuräumen, Ordnung zu schaffen und sich um die Gesundheit zu kümmern. Bei mir stimmt das alles.
Ich brenne nach wie vor für ARNDT. Mein Job ist meine Berufung und meine Leidenschaft, die mich antreibt und mit Glück erfüllt. Gerade steht die Fortführung des Unternehmens durch die nächste Generation im Mittelpunkt. Das ist mir wichtiger als ein enormes Wachstum. Somit steht der Unternehmung in der dritten Generation nichts im Wege. Das freut mich ganz besonders, war es doch nie eine Bitte oder ein Verlangen an meine Kinder. Jetzt, mit meiner großen Erfahrung, mit allen Höhen und Tiefen, kann ich diese an meine Kinder übertragen, damit sie nicht die Fehler noch einmal durchleben müssen. Mit 60 zähle ich mich also zu denjenigen, die weitermachen.

Top: Wir haben gehört, dass Sie jedem Mitarbeiter ein Elektrofahrrad zur eigenen Nutzung überlassen haben. Eine tolle Idee. Was bedeuten Ihnen Ihre Mitarbeiter?

Matthias Arndt: Wo früher Arbeitnehmer auf Stellenausschreibungen der Firmen reagiert haben, so wird heute der Markt von den Mitarbeitern bestimmt. Wir sind Dienstleister, daher richten sich unsere Arbeitszeiten stark nach den Kunden.
Das kann dann schonmal länger dauern.

Begeisterung reißt mit, bei uns weckt„dienen“ Teamgeist. Das heißt, das Marketing dient dem Vertrieb, der Vertrieb dient der Station, die wiederum dient
der weiteren Abteilung und so weiter. Darüber hinaus wollen wir als Arbeitgeber so interessant wie möglich sein. Wir haben den Mitarbeitern eine Corona-Hilfe gezahlt, wir haben eine freiwillige Inflations-Ausgleich-Zahlung geleistet. Dazu kommt das E-Bike, dass wir allen Mitarbeitern kostenlos überlassen haben. Das kam bei unseren Mitarbeiter äußerst gut an und so manch einem, der immer davon geträumt hat, schossen Tränen in die Augen, als wir die Mannschaft damit überrascht haben. Das E-Bike passt natürlich zu uns in Sachen Mobilität, Gemeinsamkeit wie Radtouren, Gesundheit, et cetera. Da wir uns immer noch als junges Unternehmen sehen, passte die Kooperation mit dem jungen Start-Up Sushi-Bikes sehr gut ins Konzept. Darüber hinaus hatten wir einen Weihnachtsmarkt mit Buden, Glühweinständen und dergleichen. Dann gibt es jedes Jahr ein Sommerfest und unsere Weiterbildungsmaßnahmen haben wir mit einer Floßfahrt auf der Niers kombiniert.

Das Schöne an all den Aktionen ist, dass wir ein enormes Feedback bekommen. Fast alle Mitarbeiter nehmen immer teil.

Top: MaaS – “Mobility as a Service“. Das Wort der neuen Autowelt. Wie gehen Sie als Unternehmen mit diesem Thema um?

Matthias Arndt: Bei dem Thema geht es um nur noch nutzen, wenn gebraucht. Eine neue Form der Unabhängigkeit. Das Kostenbewusstsein der Unternehmen spielt hierbei eine große Rolle. Corona hat die Sichtweise auf die Fixkosten noch einmal verändert. Stichwort: Home-Office. Leasingraten mussten natürlich weiterbezahlt werden.

Wir bei Arndt bieten auch Lösungen in Form von saisonbedingten Fahrzeugen für Ernten oder Fahrzeuge für Events an. Man wünscht sich aber eigentlich ein
Auto „zu streamen“, wie Serien oder Filme bei Netflix und Co. Das kann aber so nicht funktionieren. Keiner der mir bekannten Anbieter arbeitet hier kostendeckend. Das mag immer ein guter Marketing-Effekt bleiben, aber Geld verdient man damit nicht. Das geht gerade vermutlich nur bei Rollern, die überall im Stadtbild zu sehen sind.

TOP: Stichwort E-Mobilität? Antrieb der Zukunft? Was sagt der Fachmann?

Matthias Arndt: Bei uns liegt der Anteil der E-Mobilität inklusive Hybrid bei unter 10%. Mit der Hybrid-Technologie war der Einstieg in die E-Mobilität gut gemacht. Wir hatten sogar 2011 den ersten Tesla in unserer Flotte. Wir sind mit Arndt Automotive sehr innovativ unterwegs und bieten neben konventionellen Antrieben eben auch E-Antriebe, sowie Wasserstoff-Antriebe an.

Die Frage nach den Kosten für den Nutzer beim Einkauf, die Infrastruktur der Ladesäulen, die Entsorgung der Batterien und so weiter, wirft viele Fragen auf und ist immer noch zu teuer. Momentan ist es zwar durch den Staat künstlich vergünstigt, hat sich dann aber nur gerechnet, als die Spritpreise sehr hoch waren, was sich nun wieder relativiert hat. Somit ist es zurzeit völlig anders in der Wahrnehmung und für den normalen Arbeitnehmer immer noch zu teuer, zumal E-Autos kaum rabattiert werden. Es sind eben noch viele Fragen offen. Wer Geld hat und in der Geisteshaltung offen ist und eben Wartezeiten bei einer besetzten Ladesäule auf dem Weg in den Urlaub in Kauf nimmt und erstmal einen Kaffee trinkt, hat natürlich kein Problem. Wir sind hier sehr offen für neue Techniken und Alternativen.  RR

Das vollständige Interview finden Sie in unserer aktuellen Top Magazin Frühjahrsausgabe 2023.                     

Bild:

  • _DSC3453_worked: R. Reuß
  • _DSC3471: R. Reuß