Nach 13 Jahren in Neuss folgt jetzt der Ruf nach Köln

Interview mit Oberpfarrer und Kreisdechant Monsignore Guido Assmann
 

Nach 13 Jahren in Neuss folgt jetzt der Ruf nach Köln

Monsignore Guido Assmann ist seit 2007 Oberpfarrer in Neuss. Nun wurde er zum Dompropst nach Köln berufen. Dort wird er unter anderem verantwortlich sein für die Liturgie und die Dombauhütte an einer der  beliebtesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands. Top Magazin hat sich mit ihm über Neuss, Kirche und seine neue Stelle unterhalten.

 

Top Magazin: Monsignore Assmann, wie sind Sie nach Neuss gekommen?

Monsignore Assmann: Ich bin jetzt 22 Jahre im Kreis Neuss als Priester tätig. 1998 bin ich nach Dormagen gekommen und war dort Pastor und Dechant. Als dann der Oberpfarrer in Neuss – Msgr. Dr. Hans-Dieter Schelauske – in den Ruhestand ging, hat mich Erzbischof Kardinal Meißner zum Pfarrer in Neuss und zum Kreisdechanten ernannt.

Wie funktioniert das denn? Es gibt ja keine Stellenanzeige dafür, oder?

Tatsächlich wurde ich auf die Stelle angesprochen. Ich musste mich dann noch formal bewerben, allerdings war die Stelle nicht ausgeschrieben. Das gibt es aber durchaus auch.

Und wie ist das nun mit Ihrem neuen Amt?

Ich muss zunächst eine Verzichtserklärung als Pfarrer einreichen, einfach versetzen geht nicht: Das Amt des Pfarrers endet üblicherweise  mit dem 75. Geburtstag.

Wann genau sind Sie denn nach Neuss gekommen?

Das war am 1. August 2007, nach neun Jahren in Dormagen.

…kurz vor Schützenfest…

Ja, genau. Als ich nach Dormagen kam, gab es einen Zeitungstitel, dass der neue Pastor Schützenfest nicht kennt. Das habe ich dann in Dormagen „geübt“. Kurz bevor ich nach Neuss kam, konnte ich dann noch in Dormagen sagen: Jetzt habe ich Schützenfest gelernt und kann  nach Neuss gehen.

Und wie war es dann?

Pastor Korfmacher hat mich in Neuss zur Kirmeseröffnung mitgenommen, er hat mich sozusagen „an die Hand genommen“. Er hat mir viele Leute vorgestellt, das war ein richtig guter Einstieg. Wir gehen noch heute zusammen zur Kirmeseröffnung.

Das Schützenfest ist in Neuss wirklich etwas Besonderes. Die Schützenzüge wirken ja auch über Schützenfest hinaus, das ist ein starkes Miteinander und Engagement. Das habe ich als wirklich schön in Neuss erlebt.

Erzählen Sie uns doch einmal etwas über Quirinus.

Da gibt es ja zwei Perspektiven: Einmal die Heiligenverehrung und dann diese große, schöne und bedeutende romanische Kirche.

Wallfahrten haben mir schon immer Freude gemacht. Schon ab dem ersten Jahr habe ich deshalb die Tradition rund um die Quirinusverehrung weitergeführt und ausgebaut, sodass heute in der Quirinuswoche bis zu 50 Gottesdienste stattfinden.

Die Kirche selber ist etwas Besonderes. Ich kann mich gut erinnern, wie wir damals in einer kleinen Gruppe einen – übrigens nicht den ersten – Antrag zusammengestellt haben, das Quirinusmünster zur Basilika zu erheben. Kardinal Meißner – er war 2009 anlässlich des 800. Jubiläums der Grundsteinlegung in Neuss – hat uns dann überraschend am Ende einer Messe im Münster verkündet, dass das Münster vom Papst zur Basilika Minor erhoben wurde. Ganz unüblich gab es damals spontan, klatschenden Beifall von den anwesenden Gläubigen.

Uns interessieren auch Ihre Aufgaben. Sie sind Oberpfarrer in Neuss, und auch Kreisdechant. Was ist der Unterschied?

Als Oberpfarrer bin ich sozusagen der Hirte von Neuss-Mitte, bin ich Seelsorger. Als Kreisdechant bin ich der Ansprechpartner für den Kreis und die Kommunen und vertrete den Erzbischof im Kreisgebiet. Kardinal Meißner hat damals darauf hingewirkt, dass der Neusser Oberpfarrer und das Amt des Kreisdechanten in einer Person vereinigt sind. Ich finde das sehr gut und würde es auch für die Zukunft begrüßen, wenn sich jemand findet, der beides machen kann und will. Das ist aber so nicht festgeschrieben.

Können Sie uns etwas über die Verwaltungsreform im Erzbistum erzählen?

Es gibt 16.000 Katholiken in den vier Pfarreien in Neuss-Mitte, insgesamt 80 Mitarbeiter, viele in den Kindergärten, Küster, Reinigungskräfte. Die Einführung von Verwaltungsleitern war eine sehr gute Entscheidung des Erzbistums.

Und was genau macht ein Dompropst?

Der Kölner Dom ist ja etwas Besonderes – er gehört sozusagen sich selbst, ist eine eigene Rechtspersönlichkeit. Der Dompropst vertritt den Dom nach außen. Und er ist verantwortlich für die rund 180 Mitarbeiter, aus der Dombauhütte, von den Domschweizern, den Küstern und den Organisten.

Wie bereitet man sich darauf vor?

Darauf kann man sich so gar nicht vorbereiten. Mir ist wichtig, gemeinsam mit den Mitarbeitern in Neuss die Zeit vorzubereiten, in der ich schon in Köln bin und noch kein Nachfolger bestimmt ist. Mein letzter Tag hier wird der 31. August sein…

…eigentlich wäre Schützenfest…

…ja, genau. Am 1. September werde ich residierender Domkapitular. Am 20. September werde ich in das Amt Dompropst, also Vorsitzender der Domkapitulare, eingeführt. Dann beginnen die Amtsgeschäfte.

Herr Assmann, Sie sind vor unserem Gespräch im Kloster Knechtsteden gewesen. Was haben Sie dort gemacht?

Dort war das jährliche interreligiöse Spargelessen der unterschiedlichen Religionsgemeinschaften. Unter den Religionsgemeinschaften in Neuss gibt es ein sehr respektvolles Verhältnis.

Die Ökumene, die Zusammenarbeit zwischen den christlichen Gemeinschaften, liegt Ihnen besonders am Herzen, sagt man.

Ich komme aus Radevormwald. In meiner Kindheit und Jugend waren wir Katholiken in der Minderheit. Ich kenne das gar nicht anders, als dass sich die Konfessionen austauschen und miteinander umgehen. Ein Bild dazu: In Radevormwald sieht man vier Kirchtürme, die alle dicht nebeneinanderstehen: Die lutherische, die alt-lutherische, die reformierte und die römisch-katholische Gemeinde. Hier in Neuss tausche ich mich intensiv mit den evangelischen und der griechisch-orthodoxen Geistlichen aus.

Und genauso sind Sie gerne im Austausch mit den Bürgern der Stadt. Von den Schützen haben Sie ja bereits erzählt.

Genau. Immerhin ist heute lediglich die Hälfte der Neusser überhaupt christlich. Da ist es wichtig, im Gespräch zu bleiben, mit den Bürgern, mit der Stadtverwaltung. Das funktioniert in Neuss sehr gut.

Was mögen Sie eigentlich an den Neussern?

Das Besondere ist tatsächlich die Stadtgesellschaft, da gibt es ein starkes Miteinander und Engagement. In Neuss kennt man sich.

Wie sehen Sie das Verhältnis Neuss zu Köln?

Der Rhein trennt Neuss von Düsseldorf und verbindet Neuss mit Köln. (lacht) Auf einem alten Stadtsiegel steht sinngemäß: Neuss ist die treueste Tochter von Köln. Ich glaube, dass sich Neuss immer als eng verbunden mit Köln verstanden hat.

Was wollten Sie den Neussern immer schon einmal sagen?

Es ist sehr wertvoll, wenn die Gesellschaft weiter daran arbeitet, die Stadt in die Zukunft zu bringen – miteinander und nicht gegeneinander. Zugezogene müssen integriert werden, ihnen muss geholfen werden, sich heimisch zu fühlen. Man sollte nicht alleine von der Vergangenheit leben, das was gut ist, sollte man in die Zukunft tragen. Kirche und Glaube sollten Raum haben, natürlich unter Beachtung der Freiheiten eines jeden Bürgers und eienr jeden Bürgerin der Stadt. Geld und Wirtschaft alleine reichen nicht, man braucht einen guten Ausgleich – dieses Gleichgewicht gibt es in Neuss, meine ich.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Sebastian Ley.

 

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