Streifzug durchs Land der tausend Gesichter

Indonesien ist der größte Inselstaat der Welt. Mit Trekking im Dschungel und im Hochgebirge, kulturellen Highlights, Wellness, atemberaubender Natur über wie unter Wasser, Urvölkern und Unterkünften für jeden Geldbeutel, bietet die Nation eine Vielfalt wie nur wenige Länder.

Bonus: Das exzellente Flugnetz sorgt dafür, dass Rundreisen bis in die hintersten Winkel möglich sind. „Sprich nicht über den Himmel auf Erden, wenn Du noch nie auf Bali warst.“ Kein bescheidenes Sprichwort, ganz besonders nicht in Zeiten, in der gefühlt jede Minute eine neue bunte Kuh durchs Reise-Dorf auf Instagram getrieben wird. Im Fall der Ferieninsel – übrigens die einzige hinduistische Enklave im mehrheitlich muslimischen Land – könnte an den großen Worten etwas dran sein. Kaum ein Ort auf der Welt weist eine vergleichbare Dichte hochklassiger Wellness-Hotels auf, in denen Leib und Seele mit Spa, Massagen und Meditation aufleben. Wer sich schweren Herzens von der süßen Schwelgerei loseist, Serpentinen und Reisterrassen ins Inselinnere folgt, erlebt selbst innerhalb von nur zwei Tagen mit den Wasserfällen von Gitgit, eindrucksvollen Tempeln wie dem Pura Besakih, Tanah Lot, Pura Ulun am Bergsee Danau Bratanund den Künstlerzentren Ubud (Malerei), Celuk (Sillberschmieden), Mas (Holzschnitzer) einen guten Einblick in die Insel der Götter. Bei Tempelfesten und selbst Einäscherungszeremonien werden umsichtige Touristen nicht nur als Zaungäste toleriert, sondern begrüßt, und gleiches gilt auch für Besuche der traditionellen Barong -Landung“ Theaterstücke um Liebe und Verrat und den ewigen Kampf Gut gegen Böse.

Der Haken: Für Indonesien ist Bali in etwa so repräsentativ wie Mailand für Italien. Weil die Langstreckenflüge nach Bali und in die Landeshauptstadt Jakarta aber preislich nahezu gleichauf liegen und beide Flughäfen Drehscheiben für hunderte Inlandsflüge sind, eignet sich die Sehnsuchtsinsel perfekt als Einstieg ins Asien-Abenteuer.

Abseits ausgetretener Pfade

Um jene Bilderbuch-Strände zu erleben, die Bali vermissen lässt, genügt indes eine zweistündige Fährüberfahrt zur östlich gelegenen Nachbarinsel Lombok, und dort speziell zu charmant-verschlafenen Küstenorten wie Kuta, Sekotong, dem traumhaften Tropenfjord Belongas Bay oder den unter Backpackern beliebten Gili-Inseln. Weil der Tourismus noch eine untergeordnete Rolle spielt und meist nur Wanderer auf dem Weg zum Vulkan Rinjani und Taucher nach Lombok verirren, wird dem „Orangturists“ mindestens dieselbe Neugierde entgegengebracht, die der Reisende selbst empfindet. Wer Fischer beim Ausladen des Fangs von den Auslegerbooten oderReisbauern bei der Ernte über die Schulter schaut und zu Fuß oder per Motorroller auf den Märkten im Dunst von Garküchen und Nelken-Zigaretten unterwegs ist, darf sich nicht wundern, die kleine Tochter stolzer Eltern für ein schnelles Handyfoto in die Arme gelegt zu bekommen.

Organische Multikultur

Ein im besten Sinne unschuldig-kindlicher Humor, entwaffnende Hilfsbereitschaft – tausende Rucksack-Touristinnen können sich nicht irren – und eine zutiefst positive Lebenseinstellung, sorgen mehr als jede Sehenswürdigkeit dafür, dass Asien-Novizen in Windeseile der Landeskultur verfallen. Das nationale Motto „Bhinneka-Tunggal Ika“ – Einheit in Vielfalt – ist mit Ausnahme der Sharia-Diaspora Banda Aceh und dem Gebiet Ost-Timor gelebte Realität. Christen und Muslime leben in Dörfern nicht neben- sondern miteinander und zelebrieren religiöse Feiertage durchaus oft zusammen.

Rundreise-Eldorado

Urlauber mit straffem Zeitplan und Erkundungsdrang können mit günstigen Inlandsflügen der Linien Garuda, Lion, Batik und Wings Air in wenigen Stunden tausende Kilometer im Land der 17.508 Inseln zurücklegen und vorab in Portalen wie Nusatrip und TravelokaGepäckbestimmungen und Preise vergleichen. Und weil heutzutage Luxusdomizile wie einfache Backpacker-Zimmer für 15 Euro pro Nacht auf gängigen Buchungsplattformen registriert sind, Leihwagen, Motorroller und begleitete Exkursionen ebenso online gebucht werden können, ist die Budgetplanung für eine Rundreise im Vorfeld kinderleicht. Beneidenswerte Frisch-Fertig-Studierte, Sabbat-Jahr-Profiteure, Pensionäre und andere unabhängige Freizeitvagabunden können das bei der Ankunft erteilte 30 Tage gültige Touristenvisum (32 Euro) vor Ort noch einmal um einen weiteren Monat zum
selben Preis verlängern. In einem Land, das sich über 5000 Kilometer erstreckt, bildet die Routen-Auswahl eine ganz persönliche Königsdisziplin. Das Tor zum weltberühmten Komodo-Nationalpark etwa ist nur eine kurze Flugstunde von Bali entfernt – zum nächstgelegenen Hafen vor den märchenhaft schönen 600 Kalksteininseln von Raja Ampat mit einigen der schönsten Flachwasser-Korallengärten der Welt und himmlischen Stränden sind es auch nur vier Stunden, und zum ebenso kurz ist die Anreise zum undurchdringlichen Dschungel von Kalimantan(Borneo), wo romantische Fluss-Safaris und Besuche in Orang-Utan-Reservaten das Herz berühren. Ganz gleich, welche Etappen je nach Gusto kombiniert werden: Wo Hochgebirgswanderungen ohne Rummel, Begegnungen mit Völkern, die 300 Jahre alte Mumien ihrer Vorväter im Haus beherbergen, und Yoga-Ashrams zur Einkehr und Selbstfindung immer nur eine Tagesreise voneinander entfernt sind, füllt jede Destination ein Reisetagebuch mit Erinnerungen fürs Leben. Und mit genügend Lächeln selbst für den kältesten Winter im Rheinland.

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  • DSC_1615_BildnachweisDanielBrinckmann: Daniel Brinckmann