Top kitchen talk mit Top Magazin Neuss Gründerin Marlies Wisbert
Zum vierten Kitchen talk hat das Top Magazin Rhein-Kreis Neuss in die ambitionierte Kochschule „Della Casa II“ in Neuss auf der Friedrichstraße 30 geladen. Das Team rund um Jacqueline Körner bringt in einem außergewöhnlichen Umfeld den Menschen das Thema Genuss und wie man dort am besten hingelangt näher. Legendär sind ihre Kochreisen in die Toskana. Hier wird in einer kleinen Reisegruppe gelehrt was fast vergessen ist: Gemeinsames Zubereiten von frischen Gerichten ausschließlich mit lokalen und regionalen Zutaten, die dann zusammen genossen werden.
Infos unter: www.della-casa.de/toskana/toskana-reisen-202021/
Somit lag es nahe, dass wir gerade hierhin die Gründerin unseres Top Magazins Neuss einluden, denn Frau Wisbert hat mit ihrem wohlverdienten Ruhestand eine neue Leidenschaft entdeckt: Italienisch lernen und sprechen. Wir haben uns beeilt und dürfen das Interview noch auf deutsch führen.
Liebe Frau Wisbert, man könnte meinen, Sie hätten das Top Magazin erfunden. Unter den deutschlandweit über 30 Lizenznehmern sind Sie eine sehr geschätzte Kollegin und hatten stets Erfolg mit Ihrem Magazin. Sicherlich gab es ein Leben vor dem Top Magazin. Das interessiert uns alle. Bitte erzählen Sie!
Ja, das stimmt. Es gab ein Leben vor dem Top Magazin, obwohl das manche gar nicht glauben können. Ich habe nach meiner Ausbildung an der Düsseldorfer Modeschule in Zeiten der Boutique-Welle der späten 1960er Jahre, die uns aus London erreichte, Geschäfte in Neuss und Düsseldorf eröffnet und geleitet.
Die erste Boutique auf dem Glockhammer, dann in Düsseldorf auf der Flinger Straße, in der Kö-Galerie und später auf der Neustraße in Neuss. Es waren bunte Läden voller verschiedener Marken, die damals sehr gefragt waren, wie zum Beispiel pourelle, LeComte, Blacky Dress und viele mehr.
Als wir unsere erste Tochter bekamen, war dann damit Schluss, denn ein Vollzeiteinsatz im Einzelhandel und Kind lassen sich nur sehr schwer unter einen Hut bringen. Als ich dann nach einigen Jahren wieder ins Berufsleben einsteigen wollte, kündigten sich die Zwillinge an, und damit war wieder eine Pause vorprogrammiert.
Nach einigen Jahren merkte ich, dass die Welt sich weiterdreht und ich nicht nur zu Hause bleiben wollte. Durch meinen Mann, der als Steuerberater Herrn Lothar Neuse, den „Erfinder“ des Top Magazins in Düsseldorf betreute, reifte in mir eine Idee und ich dachte mir: Das ist etwas für Neuss – gegen jede Skepsis. Denn in Neuss hieß es zunächst: „Wir brauchen kein „Schickimicki-Magazin“. Ich hatte da aber auch eine ganz andere Vision. Ich wollte die guten und positiven Seiten von Neuss in diesem Magazin so präsentieren, wie sie wirklich waren: bodenständig aber dennoch Neuem gegenüber offen, und das alles im „Hochglanzformat“, also sehr anspruchsvoll. Außerdem wollte ich die Neusser aus allen Bereichen wie Politik, Kunst, Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft auf den sogenannten „Top-Partys“ zusammenbringen. Heute nennt man das „networking“.
So entstand das Top Magazin Neuss, und ich habe bei den ersten Ausgaben noch sehr viel Unterstützung aus Düsseldorf bekommen, wofür ich stets dankbar war.
Dann haben Sie sich nach 27 Jahren entschieden, Ihr Lebenswerk an die nächste Generation weiterzugeben. Warum dieser Zeitpunkt?
Das war 2017, in diesem Jahr habe ich mein 70. Lebensjahr vollendet. Normalerweise macht man das Jubiläum „30 Jahre Top Magazin“ voll.
Es ergab sich damals so, dass meine Tochter Nora und Nicole Barendt-Ley ein tolles, schlüssiges Konzept in der Tasche hatten und mir vorlegten. Da war ich überzeugt und dachte mir, wenn ich das Magazin übergebe, dann jetzt.
Ich hatte mir auch schon Gedanken gemacht, wie das Magazin am Puls der Zeit bleibt und dass auch auf Kundenseite mittlerweile die nächste Generation Verantwortung trägt. Obwohl ich immer gerne mit jungen Menschen zusammenarbeite, war der richtige Zeitpunkt gekommen. Der Übergang war sehr harmonisch, und ich habe das junge Team zunächst noch unterstützt, wo ich konnte.
Vor gut 10 Jahren hatten Sie dann noch einmal richtig Fahrt aufgenommen und mit der Sonderausgabe zum Neusser
Bürger Schützenfest, einen weiteren Titel ins Leben gerufen. Wie kam es dazu?
Das war wieder so ein Glücksfall im Leben. Ich habe immer neidisch auf meine Kollegen nach Köln geschaut, die eine Sonderausgabe zum Karneval publizierten. Nur zeitlich hätte ich das alleine nie schaffen können und dann hat es sich so ergeben, lieber Herr Reuß. Das wissen Sie bestimmt noch am besten.
R. Reuß: Ja, ich kann mich noch gut daran erinnern.
Es war auf der Top Lounge im „Schwatte Päd“, das damals neu aufgemacht hatte. Ich hatte entweder am selben Tage oder in
den Tagen zuvor in der Neuss-Grevenbroicher Zeitung gelesen, dass das Programmheft zum Neusser Bürger-Schützenfest nicht mehr von Ihnen herausgegeben wird. Da dachte ich mir, was für ein Glück, sprach Sie an, und ich kann mich noch genau an Ihre Reaktion erinnern. Sie sagten: „Nicht schon wieder Schützen, ich wollte einmal im Juli, August in Urlaub fahren, aber ich überlege es mir.“ Sie riefen mich dann zwei, drei Tage später an und sagten zu. Wie gut – denn die Sonderausgabe war von Anfang an großen Erfolg – stets verbunden mit den legendären Partys kurz vor Schützenfest in der Pegelbar.
Unter der nächsten Generation kommen weitere Titel hinzu wie „Top fit und gesund“ und Spezialteile in den einzelnen Ausgaben. Hätten Sie das auch so weitergemacht?
Das hätte ich aus Kapazitätsgründen nicht schaffen können. Noch vor der ersten Ausgabe ihres ersten, eigenen Top Magazins, haben Nora und Nicole die Ausgabe „Top fit & gesund“ selbstständig erstellt. Ich alleine hätte das nicht schaffen können. Für ein weiteres zusätzliches Magazin fehlte mir auch immer der Austausch mit Kollegen. Das hatte ich nicht, ist aber für eine
Titel-Erweiterung sehr wichtig.
Print wird ja immer mal wieder totgesagt. Wo sehen Sie die Zukunft für ein etabliertes Magazin wie das Top Magazin?
Nach wie vor bleibt das Medium relevant und wichtig. Klar, es verschiebt sich einiges in Richtung Online, aber trotzdem kann es dadurch nicht ersetzt werden. Für mich sind die Haptik eines solchen Magazins und die ständige Offline-Verfügbarkeit entscheidend.
Die Kombination von interessanter, lokaler Redaktion, natürlich auch immer in Verbindung mit bekannten Menschen, und anspruchsvoller Werbung macht den Reiz des Magazins aus. Ich kann es jederzeit zur Hand nehmen und brauche keinen PC. Natürlich bin ich aber auch unterwegs jederzeit online mit unserer Homepage und somit mit dem Magazin verbunden.
Wie wichtig ist die Verknüpfung von Magazin und den Menschen, der Gesellschaft in einer Stadt?
Das Magazin lebt von den Menschen. Unser Leitspruch lautet ja auch: „Aus Neuss für Neusser“, womit wir natürlich den gesamten Rhein-Kreis meinen. Die Menschen sind das A und O. Jeder Mensch hat eine Geschichte, die es zu erzählen gilt. Meistens steckt viel mehr hinter einer Person, hinter seiner Geschichte, als man vorher vermutet hat. Dazu kommt noch die Top Lounge. Sie ist ein Teil des Top-Konzeptes um Menschen zusammenzubringen, ihre Geschichten zu erzählen, sie als große Familie in einem Austausch zu sehen und somit ein Netzwerk zu schaffen. Hie waren wir Vorreiter. Das gab es vorher in dieser Form nicht, Menschen kostenfrei einzuladen, damit sie sich austauschen und im besten Falle noch Geschäfte untereinander machen. Auf den Top Lounges wurden schon Häuser verkauft, haben sich uralte Klassenkameraden wiedergefunden, und es wurden Ideen geschaffen, die Menschen und Gesellschaften weitergebracht haben.
Genießen Sie jetzt den Ruhestand oder gibt es ein Comeback?
Comeback? (lacht) Ich bin ja keine alte Diva, die man zurück auf die Bühne schleppt. Es läuft ja super in der nächsten Generation. Der Erfolg ist da. Ich bin froh, keinen Druck mehr zu haben. Kaum jemand hat eine Vorstellung, welche Arbeit hinter so einem Magazin steckt, auch wenn es nur alle drei Monate erscheint. Parallel dazu wurde auch immer die Top Lounge vorbereitet und kaum war diese zu Ende, stand auch schon das nächste Magazin vor der Tür. Ständiger Zeitdruck und eine Urlaubsplanung, die von den Erscheinungsterminen abhängig ist. Da sind 27 Jahre intensiver Arbeit genug. Also von mir gibt es kein Comeback. Ich lerne jetzt Italienisch!
Erzählen Sie uns doch bitte ein paar Kuriositäten, Highlights und anstrengende
Momente aus den Anfängen des Magazins!
Oh, ja… Es gab vor vielen Jahren einmal die „7 Nüsser“ – eine Charity-Gemeinschaft, die zu einem Event in die Stadthalle eingeladen hatte. Ich hatte meine Fotografin dabei und wir stellen fest, dass sie nur einen einzigen Foto-Film mithatte (das war vor den digitalen Kameras!). Das war natürlich für eine so große Veranstaltung viel zu wenig. Also machten wir das Beste draus und taten so, als ob wir ständig fotografierten und hätten 10 Filme verschossen. Aufgefallen ist es später niemandem, denn mit den wenigen Fotos konnten wir eine schöne Seite gestalten.
Ein Highlight war sicherlich auch die 10-Jahres-Feier mit Sound-Convoy und Sven West in der Stadthalle. Der stand damals ganz am Anfang seiner Karriere und wurde quasi an diesem Abend vom damalige Chefredakteur Uwe Reiß von News 89,4 „entdeckt“ und in der Folge weiter
gefördert und bekannt gemacht. Vor zwei Jahren haben wir zum Thema Frauen im Schützenwesen auf der Top Lounge zur Schützenfest-Sonderausgabe das Neusser Heimatlied von Caroline Mhlanga in einer wunderschönen Soul-Version singen lassen. Das wurde später auch im Radio gesendet. Ein toller Erfolg, mit dem wir viele Neusser Herzen erreicht haben.
Stets in Erinnerung wird mir auch der Besuch des jüngsten Sohn der Queen, Prinz Edward, bei Rover Deutschland in den 1990er Jahren bleiben. Es gab ein zweistündiges Sicherheitsbriefing, in dem wir auch die Begrüßung beigebracht bekamen: „Your Royal Highness“ als Anrede für den Prinzen. Allerdings war der damalige Pressesprecher von Rover nachher so aufgeregt, dass ihm nur ein lässiges „Hello“ über die Lippen kam.
Sie sind sehr stark mit Neuss verbunden. Stellen Sie sich vor, ein Außerirdischer landet in Ihrem Vorgarten. Was würden Sie ihm als erstes in Neuss zeigen?
Ich würde ihm sagen: „Kommen Sie Ende August noch einmal wieder. Dann zeige ich Ihnen unser Schützenfest. Dann wollen Sie sicherlich nicht mehr zurück, und bestimmt findet sich auch ein Zug, der Sie als Gastmarschierer aufnimmt.“
Bitte beantworten Sie uns die folgenden Fragen kurz und knackig:
Karneval oder Schützen-fest? Schützenfest!!!
Tribüne oder Straßenrand? Straßenrand, wie sich das für ein Nüsser Rösken gehört.
Alt oder Pils? Wenn, dann Alt. Aber ich bleib eigentlich immer bei Wasser.
Wohin geht es in den nächsten Urlaub? Italien.
Welche drei Dinge dürfen im Urlaub niemals fehlen? Gutes Essen, schöne Landschaft und nette Menschen.
Strand oder Sightseeing? Sightseeing!
Kino oder Theater? Beides.
Ihre Lieblingsküche? Cucina italiana.
Ein Wunsch für die Zukunft! Gesundheit mit drei Ausrufezeichen!!!
Wir bedanken uns bei Ihnen für das unterhaltsame Interview und wünschen Ihnen für die Zukunft alles erdenklich Gute!