„Versicherung neu denken heißt für uns:
Der Kunde steht im Mittelpunkt“
Interview mit Christoph Buchbender, Vorstandsmitglied der RheinLand Versicherungsgruppe:
Top Magazin: 2020 kann die RheinLand Versicherungsgruppe wieder ein kleines Jubiläum begehen. Welche Bedeutung hat das 140-jährige Bestehen für den Konzern?
Christoph Buchbender: Über so lange Zeit erfolgreich am Markt zu agieren, ist für eine Versicherungsgesellschaft schon etwas ganz Besonderes. Wir schauen optimistisch in die Zukunft: Die 140 Jahre junge RheinLand ist vital und kerngesund!
Die RheinLand will „Versicherung neu denken“. Welche Aussage ist damit verknüpft? Wir müssen uns darauf einstellen, dass unsere Kunden andere Wünsche haben und sich anders verhalten als wir das über Jahrzehnte gewohnt waren. „Versicherung neu denken“ greift diese Entwicklung auf. Und das heißt für uns: Der Kunde steht im Mittelpunkt! Das ist Herausforderung und Chance zugleich. Aus diesem Grund haben wir auch unsere Zukunftswerkstatt gegründet: Das dort arbeitende Team erfüllt das Schlagwort „Versicherung neu denken“ mit Leben und ist Impulsgeber für das gesamte Unternehmen. „Versicherung neu denken“ verbindet sich mit veränderten Arbeitsmethoden, modernsten Technologien und pfiffigen Produkten und Serviceleistungen für unsere Kunden und Vertriebspartner. Auch durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz kommen wir inzwischen zu Erkenntnissen, die früher gar nicht oder nur mit enormem manuellem Aufwand zu ermitteln waren. Für all das nehmen wir viel Geld in die Hand, was bei uns 1,0 bis 1,5 Prozent des Umsatzes ausmacht.
Im Herbst 2019 hat die RheinLand ihre Zukunftswerkstatt mit einem großen Innovation Day feierlich eröffnet. Sie haben bei diesem Anlass vom neuen „Wallfahrtsort der Digitalisierung in der deutschen Assekuranz“ gesprochen. Was bringt Sie zu dieser Aussage?
Der Innovation Day war nach meiner Einschätzung sicher einer der zehn „coolsten“ Tage seit der Gründung unseres Hauses. Meine Aussage war mit einem Augenzwinkern verbunden und deswegen nicht ganz wörtlich zu nehmen. Aber es zeigt sich, dass sich inzwischen tatsächlich viele Außenstehende für diesen Ort mit seinen neuen Möglichkeiten interessieren. Vor allem aber spiegeln uns unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dass wir mit unserem Konzept für die Entwicklung innovativer Arbeitsabläufe und neuer Ideen auf dem richtigen Weg sind. Wir treiben das alles mit ruhiger Hand voran und ernten Zustimmung – auch deshalb, weil wir durch den Innovation Day gezeigt haben, dass wir es wirklich ernst meinen. Die Zukunftswerkstatt haben wir bewusst im Herzen unserer Firma installiert. Wir unterstreichen damit, dass von diesem Zentrum aus viele Veränderungen ihren Anfang nehmen und ins ganze Haus wirken sollen.
Die RheinLand hat mit der „Digital Company“ ein Corporate Start-up gegründet. Welche Ziele verbinden Sie damit?
Die Digital Company ist unser Versuchslabor und ganz bewusst außerhalb der Konzernverwaltung angesiedelt. Dort darf und soll experimentiert werden. Ziel ist die Entwicklung volldigitaler Angebote – vom Produkt bis zur Serviceleistung.
Welche Rolle spielen in der globalisierten und digitalisierten Welt noch die Agenturen und das Makler-Geschäft?
Aus unserer Sicht eine nach wie vor sehr wichtige! Unser Außendienst ist das Herzstück des Unternehmens – und das seit 1880. Viele Agenturen bestehen seit Jahrzehnten. Die Inhaber mit ihren Teams sind für ihre Kunden vor Ort verlässliche Ansprechpartner; man könnte auch sagen, sie sind für viele Kunden echte Lebensbegleiter. Die Marke RheinLand steht für Nähe. Das heißt konkret: Die persönliche Beratung und Betreuung rund um Risikoschutz und Vorsorge besitzt einen hohen Stellenwert. Das schließt digitale Angebote und Services aber nicht aus. Die clevere Kombi macht’s. Und das gilt auch für unser Makler-Geschäft, also die Zusammenarbeit mit unabhängigen Vermittlern. Gerade der Maklermarkt ist für uns ein echtes Wachstumsfeld – und das seit neuestem auch in den Niederlanden.
Seit 2019 ist die RheinLand-Gruppe auch Kooperationspartner der BMW Bank. Was bedeutet diese Zusammenarbeit mit Blick auf Umsatz und Wachstum?
Die Bedeutung ist sehr hoch. BMW als namhafter Premium-Automobilhersteller ist mit seiner Bank für uns ein Partner, der die Restschuldversicherungen seiner Kunden bei Finanz- und Leasingkäufen über uns laufen lässt. Auf diesem Geschäftsfeld verfügen wir über viel Erfahrung. Wir haben den Zuschlag bekommen, weil wir als Spezialist jene schnellen Prozesse bieten, die für die BMW-Bank so wichtig sind. Abseits vom reinen Geschäft aber ist für uns die Zusammenarbeit mit einem so renommierten Kunden wie BMW auch enorm imagefördernd.
Was bedeutet Ihnen „nachhaltiges Handeln“?
Nachhaltigkeitsthemen haben eine ganz neue Aktualität bekommen. Vielerorts wächst ein stärkeres Bewusstsein dafür, in der Verantwortung für kommende Generationen zu stehen. Ich glaube, dass sich das wertebasierte Rüstzeug, mit dem die Gründer die RheinLand ausgestattet haben, nach wie vor als sehr tragfähig erweist. Umsicht und Augenmaß prägen unsere strategischen Entscheidungen, unser Planungshorizont geht folglich über Quartale, Halbjahre und Geschäftsjahre deutlich hinaus. Dies entspricht Nachhaltigkeit im besten Sinne.
Die RheinLand pflegt ihren Standort am Gründungssitz Neuss. Wie wichtig ist für die Rheinland die Verbindung zur Heimat?
Die Gründerfamilien Werhahn und Thywissen sind seit fast 200 Jahren in Neuss tätig und auch immer noch in unserem Unternehmen vertreten. Mehr als die Hälfte unserer Mitarbeiter kommt aus Neuss, und auch im Vorstand und in den Leitungsebenen stammen die meisten aus Neuss und dem Umland. Das finden wir sehr gut, weil wir keine Reisenden beschäftigen, sondern Menschen, die ihr Berufsleben oder große Teile davon in Neuss und bei uns verbringen. Aufgrund unserer gesellschaftlichen Verwurzelung engagieren wir uns vielfältig, wobei wir den Sport für uns als Schwerpunkt entdeckt haben.
Ein Leuchtturm-Projekt ist in diesem Zusammenhang die Förderorganisation „Partner für Sport und Bildung“ für Leistungssportler aus dem Rhein-Kreis. Sind Sie mit den bisherigen Erfolgen zufrieden?
Wir sind zusammen rund 30 Firmen, die sich im Sportsponsoring engagieren und dies miteinander abstimmen – Tendenz steigend. Es ergibt nämlich keinen Sinn, regionale Sportförderung unkoordiniert zu betreiben: Die Gelder würden nur verpuffen. Mit einem Fördervolumen von jährlich rund 700.000 Euro an Finanz- und Sachmitteln sind wir zufrieden, wollen das aber noch weiterentwickeln. Ich fände es schön, wenn wir einmal auf einen Betrag von einer Million Euro für die Unterstützung unseres heimischen Sports kommen würden. Wie blicken Sie persönlich auf Neuss? Neuss ist meine Heimatstadt. Ich bin hier geboren und zur Schule gegangen, meine Freunde leben hier. In Neuss bin ich zuhause und engagiere mich hier gesellschaftlich, nehme Ehrenämter wahr und versuche, hier und da zu helfen, ob durch unser Unternehmen oder persönlich. Auch beruflich bin ich zwar in Neuss verwurzelt, aber in meiner Funktion ist es mir möglich, nicht nur deutschlandweit, sondern auch auf internationaler Ebene für die RheinLand-Gruppe zu wirken. Dies betrifft unsere erfolgreiche Expansion in die Niederlande und nach Italien ebenso wie in jüngster Zeit unsere Verbindungen ins Silicon Valley.
Herr Buchbender, wir bedanken uns bei Ihnen für Ihre Zeit.
Bild:
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