
Bild: Orthopädie Dormagen | Bei der funktionellen Untersuchung testet Dr-Schmitz die Beweglichkeit des Kniegelenkes
Volkskrankheit Arthrose – Was hilft? Was schützt?
Arthrose gilt als die weltweit häufigste Gelenkerkrankung des erwachsenen Menschen. Der Verschleiß des Gelenks kann, gerade in fortgeschrittenen Stadien, schmerzhaft sein und zu Bewegungseinschränkungen führen. Das TOP Magazin sprach mit Dr. Christoph C. Schmitz aus der fachärztlichen Gemeinschaftspraxis Orthopädie Dormagen über diese Diagnose.
Das Krankheitsbild
Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, bei der die schützende und stoßdämpfende Knorpelschicht geschädigt ist. Die Inzidenz ist an mechanischen-belastenden Gelenken, wie die der unteren Extremität oder der Hände, höher, aber jedes Gelenk kann davon betroffen sein.
Die Stadien der Arthrose
Im Stadium 1 wird der Knorpel weicher. Stadium 2 ist gekennzeichnet durch erste Risse und eine rauer werdende Knorpeloberfläche. Im Stadium 3 gehen die Knorpelrisse bereits bis auf den Knochen. Vollständig abgenutzt ist der Knorpel im Stadium 4, so dass der darunterliegende Knochen freiliegt.
Symptomatik
Die Patienten stellen sich in der Regel mit Schmerzen im Gelenk beim Facharzt vor. Diese treten üblicherweise als Anlauf- oder Belastungsschmerz auf. Bei höhergradigen Erkrankungen auch in Ruhe. Das Gelenk kann bewegungseingeschränkt sein oder mechanische Entzündungsreaktionen wie eine Überwärmung oder Schwellung zeigen. Verantwortlich für die Entwicklung der Gelenkdegeneration sind verschiedenen Faktoren wie die Lebensweise, Unfälle, Genetik oder sportliche Aktivitäten.
Anamnese, klinische Untersuchung und Diagnosestellung
„Zunächst ergründen wir mit gezielten Fragen die möglichen Ursachen für die Schmerzen,“ erklärt Dr. Schmitz. „Zu welchem Zeitpunkt und wo genau treten diese auf, gab es einen Unfall oder überbelastende Tätigkeiten und wie lange bestehen die Beschwerden bereits.“ Es folgt eine orientierende Untersuchung der knöchernen und Weichteil-Strukturen des Gelenks mit einem Check auf Druckschmerz und Beweglichkeit. Zum Ausschluss von Differentialdiagnosen, wie einem möglichen bakteriellen Infekt, kann eine Blutabnahme angezeigt sein.
Zur Diagnosesicherung wird ein Röntgenbild angefertigt. Dieses kann in der Regel auch differentialdiagnostische Erkrankungen wie Verletzungen oder Tumore aufdecken. Je nach Grad der Erkrankung oder bei Unklarheiten können weitergehende bildgebende Verfahren, wie eine Magnetresonanz-Tomografie (MRT), nötig werden.
Therapeutische Optionen
Zur symptomatischen Schmerzbekämpfung wird in der Regel mit nicht-steroidalen Entzündungshemmern behandelt. Auch eine lokale Infiltration mit einer cortisonhaltigen Lösung kann die Beschwerden lindern. Kühlung, Salben und Entlastung schaffen zusätzliche Abhilfe. „Sinnvoller ist aber selbstverständlich eine Ursachenbekämpfung,“ erklärt der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Da die Arthrose eine mechanische Erkrankung ist, sollte sie mechanisch behandelt werden, das heißt: „Die Reibung im Gelenk muss reduziert werden, damit die Schmerzen gelindert und bestenfalls der Fortschritt verlangsamt werden,“ so der Experte weiter. Die individuelle Strategie sieht hier für jeden Patienten und jedes Gelenk anders aus. „Eine äußere, also passive Stabilität kann erreicht werden durch Bandagen. Besser ist in der Regel eine aktive Stabilisierung – durch die Kräftigung der gelenkführenden Muskulatur zum Beispiel.“ Besonders bei Erkrankungen der Gelenke der unteren Extremitäten müsse man zudem immer einmal auf die Gesamtstatik des Körpers schauen und diese eventuell mit einer Versorgung durch Einlagen anpassen und verbessern.
Eine Regeneration des beschädigten Knorpels kann durch eine Injektionstherapie mit Eigenblut begünstigt werden. Mechanische Entlastung kann durch das Einspritzen von Hyaluronsäure als Gleitmittel in das Gelenk erreicht werden.
Operative Optionen
Sollten die Beschwerden nach dem Ausschöpfen der konservativen Therapien hartnäckig bestehen bleiben, kann eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) helfen, Klarheit zu schaffen. Die minimal-invasive Schlüsselloch-OP wird meist bei größeren Gelenken wie Knie oder Schulter durchgeführt.
In fortgeschrittenen Stadien der Arthrose mit Schmerzen auch in Ruhe oder in der Nacht kann ein künstlicher Gelenkersatz helfen.
Präventive Maßnahmen
„Grundsätzlich sei, wie so oft, zu einer gesunden Lebensweise geraten, denn die schont auch die Gelenke,“ erklärt Dr. Schmitz. Dazu gehört die Gewichtskontrolle ebenso wie Aktivität und Sport im Alltag. „Gelenkschonend sind vor allem gerade und geführte Bewegungen, wie sie beim Radfahren, Walken oder Schwimmen vorkommen,“ rät der Experten. Stop-and-Go-Sportarten seien zu vermeiden. Eine basisch-orientierte Ernährung mit wenig Säure schont die Gelenke zusätzlich und kann entzündlichen Prozessen vorbeugen.