Ein neuer Chef für die Sparkasse Neuss:

Ein neuer Chef für die  Sparkasse Neuss Dominikus Penners übernahm den Vorstandsvorsitz von Michael Schmuck: Anfang Juli übergab Michael Schmuck den Vorstandsvorsitz der Sparkasse Neuss an seinen Nachfolger Dominikus Penners, einen erfahrenen und mit der Region vertrauten Sparkassenmanager.

Wir sprachen mit ihm über seinen beruflichen Werdegang, die Herausforderungen, denen sich die Sparkasse Neuss stellen muss, gesprengte Geldautomaten, und wir werfen auch einen Blick in die Zukunft, die von Künstlicher Intelligenz beeinflusst werden wird. 

Top Magazin: Wie verlief Ihr beruflicher Werdegang, der Sie an die Spitze des größten Kreditinstituts im Rhein-Kreis Neuss geführt hat?

Dominikus Penners: Ich blicke auf mehr als 40 Jahre Berufserfahrung zurück. Nach meiner Ausbildung bei der Kreissparkasse Heinsberg ging es weiter ins Studium nach Düsseldorf und Bonn. Es folgten über 20 Jahre mit Führungs- und Vorstandsverantwortung in verschiedenen Funktionen in den Sparkassen Geldern und Krefeld. Zuletzt war ich Vorstandsmitglied der Sparkasse Hildesheim Goslar Peine. Mit Ihren Vorstandskollegen Carsten Proebster und Marcus Longerich bilden Sie ein deutlich verjüngtes Team; der geplante schrittweise Generationenwechsel ist damit vollzogen. Wie sind die Rollen in diesem Team verteilt?

Die Arbeit mit meinen beiden Kollegen macht mir viel Freude. Wir arbeiten als Team und auf Augenhöhe gemeinsam daran, die lange Erfolgsgeschichte der Sparkasse Neuss zum Vorteil der Menschen und Betriebe in der Region fortzusetzen. Entscheidungen treffen wir zusammen. Dabei ist Marcus Longerich für das Kundengeschäft und Carsten Proebster für die Marktfolgebereiche inklusive Organisation und Digitalisierung verantwortlich. In meinen Aufgabenbereich fallen unter anderem die Themen „betriebswirtschaftliche Steuerung“ und „Personal“.

Was werden die wichtigsten Aufgaben und Herausforderungen sein, denen sich die Sparkasse Neuss in den nächsten Jahren stellen muss? Schließen Sie radikale Strategieänderungen aus? Sparkassen sind besondere Kreditinstitute: Sie sind von den Menschen in der Region für die Anliegen der Menschen vor Ort gegründet worden. Unsere Gründungsmission ist soziale Teilhabe.

Das gelingt uns, indem wir möglichst viele darin unterstützen, finanzielle Selbstbestimmung zu erlangen. Damit vermitteln wir Sicherheit in unsicheren Zeiten. Das heißt, unsere wichtigste Aufgabe wird es auch in Zukunft sein, Lösungen anzubieten, damit die Menschen und Unternehmen ihre individuellen Ziele möglichst gut und sicher erreichen können. Denn im Grunde geht es immer um mehr als Geld: Es geht um zukunftsfähige Arbeitsplätze, die Verwirklichung eigener Ziele und Träume oder die Absicherung von betrieblichen und privaten Risiken. Beispiele für Herausforderungen sind die schnellen Veränderungen der (welt)wirtschaftlichen, geldpolitischen und konjunkturellen Rahmenbedingungen, der gerade hier im Rhein-Kreis Neuss zu gestaltende Strukturwandel im Zuge des Kohleausstiegs oder der intensive Wettbewerb mit Finanzdienstleistern, die sich nur noch auf spezielle Angebote und meist ausschließlich digitale Vertriebswege spezialisieren. Mit ihrer regionalen Ausrichtung und der Strategie, den Menschen auf allen Kanälen – über klassische Filialen, das Internet und das Telefon – persönlich nahe zu sein und die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden konsequent in den Mittelpunkt der täglichen Arbeit zu stellen, sehe ich unsere Sparkasse für die Zukunft in einer sehr guten Ausgangsposition. Eine besondere Aufgabe ist es, unseren eigenen CO2-Abdruck Schritt für Schritt zu verkleinern und unsere privaten und mittelständischen Kunden auf diesem Weg zu begleiten und damit den Transformationsprozess zu unterstützen.

Sie kündigten bereits an, die Unternehmenskultur der Sparkasse nachhaltig erfolgreich weiterzuentwickeln. Was bedeutet das für Sie, für die Mitarbeiter und die Kunden? Wir glauben weiter fest daran, dass die Unternehmenskultur erfolgswirksam ist, und zwar sowohl für die Sparkasse als auch für ihre Kunden. Entscheidend ist, mit welcher Haltung wir arbeiten. Wir brauchen Mut, Zuversicht und Gestaltungswillen. Das setzt Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten voraus und auch in andere Menschen: Kollegen, Kunden, Geschäftspartner. Gerade jetzt angesichts der beschriebenen Herausforderungen brauchen wir eine besonders motivierte und leidenschaftliche Mannschaft, um unsere Kundinnen und Kunden erfolgreich machen zu können. Deswegen nehme ich mir bewusst Zeit, um alle unsere Teams zu besuchen und persönlich kennenzulernen. Vor kurzem haben wir außerdem die nächste Runde unserer Mitarbeiterbefragung abgeschlossen.

Kann die Sparkasse Neuss ihre Präsenz in der Fläche erhalten oder müssen kleinere Standorte auf lange Sicht aufgegeben werden?

Mit 25 Filialen, 25 SB-Standorten und unserem Medialen Kundencenter (MKC) in Büttgen, das auch außerhalb unserer Öffnungszeiten sowohl telefonisch als auch über das Internet erreichbar ist, sind wir so gut wie kein anderes Kreditinstitut im Rhein-Kreis Neuss erreichbar. Dabei investieren wir regelmäßig in unsere Filialen, um sie für unsere Kundinnen und Kunden besonders modern und ansprechend zu gestalten und unter Aspekten des Klimaschutzes und der Energieversorgung zu optimieren. Das würden wir nicht machen, wenn wir nicht von der Zukunft der Standorte überzeugt wären. Entscheidend ist letztlich immer das Nutzungsverhalten unserer Kunden. Aktuell lässt sich hieraus keine Notwendigkeit für Anpassungen erkennen. Schließungen sind nicht geplant, und die Kapazitäten des MKC haben wir der steigenden Zahl der Nutzer entsprechend bereits ausgeweitet.

Kleinere Sparkassen profitieren von Fusionen mit Nachbarsparkassen. Wäre eine Fusion für ein großes Haus wie die Sparkasse Neuss überhaupt eine Option?

Zunächst: Fusionen sind ja kein Thema für den Vorstand einer Sparkasse, sondern für deren Träger. Meine Einschätzung: Wir gehören zu den 50 größten deutschen Sparkassen und haben mit dem Rhein-Kreis Neuss eine sinnvolle und gute Übereinstimmung von kommunalen Grenzen und praktischem Geschäftsgebiet. Unser Haus ist ein starker Partner für seine Träger, und unsere Strukturen erlauben uns schnelle und auf die Bedürfnisse der eigenen Region fokussierte Entscheidungen. Wieso sollten wir diese Erfolgsformel verändern ?

Die Zahl der gesprengten Geldautomaten in Deutschland steigt auf Rekordhöhe. Mit welchen Maßnahmen reagiert die Sparkasse Neuss darauf?

Die Sicherheit der Menschen, Kunden wie Anwohner, steht für uns an erster Stelle. Deswegen führen wir in enger Abstimmung mit den Ermittlungsbehörden regelmäßige Analysen durch und sorgen für den bestmöglichen Sicherheitsstandard unserer Geräte. Natürlich freuen wir uns, wenn die Täter wie vor einigen Wochen am Berliner Platz dann keine Beute machen können. Aber unser Ziel bleibt es „vor die Tat“ zu kommen, also einen Anschlag erst gar nicht zu ermöglichen. Zu den Präventivmaßnahmen zählen zusätzlich zur nächtlichen Schließung der SB-Foyers eine moderne Vernebelungstechnik sowie schwere Rollgitter. Außerdem betreiben wir Automaten außerhalb unserer Filialen zum Teil gemeinsam mit den benachbarten Volksbanken. Je nachdem, welcher Standort unter Sicherheitsaspekten der bessere ist, betreiben wir den Automaten und die Kunden der Volksbank können ihn kostenfrei nutzen wie zum Beispiel in Uedesheim oder umgekehrt wie jetzt beim neu eröffneten Automaten am NORMA-Markt in Neuenhausen.

Wagen Sie bitte einen Blick in die Zukunft: Wird der Einsatz Künstlicher Intelligenz die Arbeit von Kreditinstituten radikal verändern? Welche Einsatzmöglichkeiten für KI sehen Sie aktuell?  

KI-Systeme sind für uns hochinteressant, die Entwicklung koordiniert der Deutsche Sparkassen- und Giroverband DSGV für alle Sparkassen. Ziel ist es, die Arbeit der Beratenden zu unterstützen. Wir arbeiten beispielsweise an einer Kundendialogplattform, die Kundenanfragen mittels generativer KI besser versteht und besser beantworten kann. Und das rund um die Uhr – 24 / 7. Zudem setzen wir schon
jetzt an verschiedenen Stellen selbstlernende Funktionen, sogenannte „schwache KI“, ein. Dazu zählen zum Beispiel
die praktische Fotoüberweisung oder der beliebte Finanzplaner in der Sparkassen-App. Außerdem treiben wir die Möglichkeiten von KI in der Betrugsbekämpfung zum Beispiel bei der Erkennung von Geldwäscheversuchen voran.

Sie stammen aus dem Rheinland und waren lange in Niedersachsen tätig. Wie fühlt es sich an, zu Ihren Wurzeln zurückzukehren?

Es fühlt sich sehr gut an! Ich bin in Mönchengladbach geboren und habe dann lange im Kreis Heinsberg gelebt. Es ist schön, wieder ins Rheinland zurückzukehren. Und dann auch noch in den Rhein-Kreis Neuss, in einen starken Wirtschaftsstandort mit einem breiten Sport-, Kultur- und Freizeitangebot und Menschen, die gerne fröhlich sind und feiern. Jetzt im Winter im Karneval oder natürlich im Schützenwesen. In jedem Fall die richtige Entscheidung (lacht).

Freizeit ist vielleicht kein Fremdwort, begrenzt ist sie aber sicher: Wie finden Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Freizeit? Womit verbringen Sie Ihre freie Zeit gern?

Ich genieße die vielen Möglichkeiten vor Ort, zum Beispiel ausgedehnte Radtouren am Rhein gemeinsam mit meiner Frau. Außerdem reisen wir gerne an die Nordsee oder in die Toskana, und ich habe ein Faible für alte Autos.

Herr Penners, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Ulrike Keller-Hümbs.

Facebook
LinkedIn