Wohnen im Rhein-Kreis Neuss – Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum ist noch lange nicht gedeckt.

Die Situation auf dem Wohnungsmarkt ist angespannt – es gibt zu wenig bezahlbare Wohnungen. Auch im Rhein-Kreis Neuss reicht das Bauaufkommen nicht aus, den in einer vom Kreis gemeinsam mit den Kommunen in Auftrag gegebenen Wohnungsbedarfsanalyse errechneten Bedarf zu decken (InWIS-Studie).

Die Situation auf dem Wohnungsmarkt ist angespannt – es gibt zu wenig bezahlbare Wohnungen. Auch im Rhein-Kreis Neuss reicht das Bauaufkommen nicht aus, den in einer vom Kreis gemeinsam mit den Kommunen in Auftrag gegebenen Wohnungsbedarfsanalyse errechneten Bedarf zu decken (InWIS-Studie).

Bezahlbarer Wohnraum ist in ganz Nordrhein-Westfalen Mangelware. Vor allem in den Ballungsräumen sind die Mieten stark angestiegen. Das hat zur Folge, dass ein immer größerer Anteil am Einkommen für die Miete aufgewendet werden muss und sich auch viele Normalverdiener Wohnungen auf dem freien Markt nicht mehr leisten können. Damit steigt die Nachfrage nach geförderten Wohnungen in einem Maß, das derzeit nicht befriedigt werden kann.

Mit über 43,5 Millionen Euro wurden im vergangenen Jahr allein im Rhein-Kreis Neuss soviel Landesmittel zur Wohnraumförderung bewilligt wie noch nie, zog Landrat Hans-Jürgen Petrauschke eine verhalten positive Bilanz. Für 2019 hat das Land Nordrhein-Westfalen die Fördermittel noch einmal erhöht, um der Wohnungsnot zu begegnen. „Der in unserer Wohnungsbedarfsanalyse errechnete jährliche Bedarf an gefördertem Wohnraum wird jedoch bei weitem nicht erreicht”, so der Landrat. Unter anderem auch, weil Bauland, auf dem sich sozialer Wohnungsbau noch rechnet, fehlt. Es besteht aber ein jährlicher Bedarf von 343 Wohneinheiten (InWIS). Dieser Umfang wurde in den vergangenen Jahren weder fertiggestellt noch beantragt.

Petrauschke schlug dem Kreistag vor, eine Service- und Koordinierungsstelle einzurichten. Sie wird im Auftrag der Kommunen zur Deckung des Bedarfs an preisgünstigem Wohnraum im Rhein-Kreis Neuss beitragen, indem sie den Bau von geförderten und preisgünstigen Wohnungen umsetzt und die Wohnungsverwaltung übernimmt. Die Grundstücke bleiben weiterhin im Besitz der Kommunen. Als Erste hat die Gemeinde Rommerskirchen die Kooperation mit dem Kreis zugesagt.

Laut der InWIS-Studie fehlen in Dormagen bis zum Jahr 2030 652 Sozialwohnungen. Die Stadt plant nun, in den kommenden sechs Jahren den Bau von rund der Hälfte der erforderlichen Wohneinheiten auf den Weg zu bringen. Mit über 2.000 Wohnungen im Besitz gehört die Baugenossenschaft Dormagen zu den größten Wohnungsanbietern an den Standorten Dormagen und Neuss. Einen Beitrag zur Minderung des Wohnraummangels in Dormagen leistet die Genossenschaft mit dem Bauprojekt „Höfe am alten Wochenmarkt“. In drei Bauabschnitten entstehen in der Innenstadt 90 Wohnungen und Räume für zwei betreute Wohngruppen für pflegebedürftige Menschen.

Auch in Meerbusch ist die Anzahl der jährlich fertiggestellten Wohnungen rückläufig. Lange wurde vor allem in den Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern investiert. Jetzt zeichnet sich eine Trendwende ab. Auf dem Gelände des ehemaligen Bauhofs an der Moerser Straße in Büderich realisiert der Bauverein Meerbusch zurzeit 33 Wohnungen, 26 davon sind öffentlich gefördert und zwischen 47 und 100 Quadratmeter groß. Die Wohnflächen der übrigen sieben frei finanzierten Wohneinheiten liegen zwischen 75 und 140 Quadratmetern. Weitere 33 mit Mitteln des Landes NRW geförderten Wohnungen werden dort von der Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft Viersen (GWG) gebaut. Hinter den dreigeschossigen Bauten erstellt ein privater Bauträger vier ebenfalls dreigeschossige Gebäude mit insgesamt 34 Wohneinheiten.

Die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft Neuss (GWG) ist das größte private Wohnungsunternehmen im Rhein-Kreis Neuss. In Neuss und Kaarst leben etwa 7.000 Menschen in einer der 3.505 Wohnungen der Genossenschaft, so viele wie noch nie zuvor; 1.026 davon sind öffentlich gefördert. „Das reicht jedoch nicht, um den akuten Wohnungsmangel in Neuss zu beheben. Wir benötigen dringend weitere Flächen, um neu zu bauen“, so die GWG-Vorstände Ulrich Brombach und Stefan Zellnig. Nach wie vor investiert die GWG in die Instandhaltung und Modernisierung der Bestandswohnungen.

 

„Aktuell befinden sich rund 250 Neubauwohnungen im Bau oder in der Planung. An der Fesserstraße Ecke Römerstraße in Neuss werden zurzeit 40 Neubauwohnungen gebaut, von denen 36 mit öffentlichen Mitteln errichtet werden“, sagt GWG-Prokurist Thomas Schwarz. „Daneben entsteht eine Gruppenwohnung für zehn Demenzkranke, die ebenfalls mit Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert wird. Wir rechnen mit der Bezugsfertigkeit ab Ende 2020.“

An der Karlsforster Straße in Kaarst plant die GWG die Errichtung von vier Mehrfamilienhäusern mit insgesamt 53 barrierefreien Genossenschaftswohnungen. Voraussichtlich 2022 werden die Wohnungen bezugsfertig sein. Auf einem Grundstück an der Eichenallee in Norf, das die Stadt Neuss der GWG in Erbpacht zur Verfügung gestellt hat, ist mit dem Bau einer Kindertagesstätte begonnen worden. „Der Rohbau ist schon fertig“, erklärt Schwarz. „Die neue Kindertagesstätte wird baugleich sein mit der ersten GWG-Kita an der Eichendorffstraße, welche bereits in 2017 eröffnet wurde und die seither als Kita „Mullewapp“ bekannt ist.“

Für GWG-Vorstand Stefan Zellnig ist die Zusammenarbeit mit der Stadt Neuss in Bezug auf den Neubau von Kindertagesstätten ein Erfolgsmodell im beiderseitigen Interesse: „Als Wohnungsgenossenschaft tragen wir sehr gerne auch unseren Teil dazu bei, dass in Neuss die Kinderbetreuung in ausreichendem Maße sichergestellt werden kann.“

Mit 7.015 Wohnungen im Bestand ist die Neusser Bauverein AG, eine städtische Tochtergesellschaft, das größte Wohnungsunternehmen im Rhein-Kreis Neuss. Rund 21.000 Mieter leben in den 877 Häusern des Bauvereins. „Mit unseren aktuellen Projekten investieren wir bis 2023 fast eine halbe Milliarde Euro in Neuss, davon etwa 74,5 Millionen Euro allein in diesem Jahr“, sagt Vorstandsvorsitzender Frank Lubig. „Bis zum Jahresende befinden sich 601 Wohnungen im Bau, 339 davon sind öffentlich geförderte Mietwohnungen. Weitere 347 bezahl bare Wohnungen befinden sich in der konkreten Planung. Hinzu kommen 226 quartiersbegleitende Eigentumsmaßnahmen.“

Im April rollten die Bagger auf dem Gelände der ehemaligen Sauerkrautfabrik Leuchtenberg an. Auf dem 10.500 Quadratmeter großen Areal errichtet der Bauverein sechs Gebäude mit 154 Mietwohnungen, 121 davon öffentlich gefördert. Zum Projekt gehören eine Tiefgarage und ein begrünter, autofreier Innenhof.

 

Mit dem Neubau von fünf Mehrfamilienhäusern mit 33 öffentlich geförderten und 26 frei finanzierten Wohnungen an der Nordkanalallee hat der Bauverein den Startschuss für den Augustinus-Park gegeben. Auf dem ehemaligen Leuchtenberg-Gelände und hinter dem früheren Alexius-Krankenhaus werden in den kommenden Jahren insgesamt 380 Mietwohnungen (davon 158 mit öffentlichen Mitteln finanziert) und 195 Eigentumsmaßnahmen (Eigentumswohnungen, Reihen- und Doppelhäuser) gebaut. Angebote für Menschen mit Demenz oder Handicap, betreutes Wohnen und Gruppenwohnungen sowie zwei Kindertagesstätten, ein Gesundheitszentrums mit Arztpraxen und Apotheke, ein Café und ein Nachbarschaftstreff sind ebenfalls geplant. „Der Bau liegt im Zeitplan, die ersten Wohneinheiten werden Ende 2020 fertig sein“, verspricht Lubig.

Es gibt viele Antworten auf die Frage: Wie möchte ich im Alter wohnen? Mehrgenerationen-Wohnen, Senioren-Wohngemeinschaften, betreutes Wohnen, Wohnen mit Service: Die individuellen Vorstellungen von einem selbstbestimmten Leben im Alter sind vielfältig. Mit dem demografischen Wandel verändert sich auch der Bedarf an Wohnraum. Die Nachfrage nach Angeboten für Senioren steigt. Barrierefreie Wohnungen gehören fast zum Standard, Gruppenwohnungen entstehen in neuen Wohnquartieren, Seniorenstifte, Pflegeheime und Tagespflegeeinrichtungen bieten Möglichkeiten für Senioren, die auf Hilfe angewiesen sind. Wohnungsgenossenschaften, kommunale Wohnungsbaugesellschaften und private Träger richten sich auf die sich verändernde Marktsituation ein. Aber Bauen benötigt Zeit, der steigende Bedarf kann nur unzureichend gedeckt werden.

Bild:

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