Kurt I. Koenemann: Ich freue mich auf jede Begegnung bei den Zügen

Seit 2019 ist Kurt Koenemann als Bürger-Schützenkönig Kurt I. der Stadt Neuss in Amt und Würden – und muss zusammen mit seiner Gattin Beate wegen der Corona-Pandemie weiter auf das Schützenfest als Höhepunkt seiner Regentschaft warten. Kurz vor dem ursprünglichen Schützenfest-Termin gewährt der 64-Jährige im Interview Einblicke in das Seelenleben eines Königs im Wartestand, schildert sein Ersatzprogramm, ruft eindringlich zur Impfung gegen das Virus auf und verrät einen Grund, durch den Seine Majestät den Verschiebungen seines Königsjahres tatsächlich auch eine positive Seite abgewinnen kann.

Ihre Majestät, das Neusser Bürger-Schützenfest fällt in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie zum zweiten Mal nacheinander aus, aber ist in diesen Tagen in der Stadt dennoch als Gesprächsthema Nummer eins in aller Munde. Die Stadt und ihre Bürger bereiten sich im Rahmen des Möglichen auf die ansonsten immer schönste Zeit des Jahres vor. Spüren Sie auch ein Kribbeln der anderen Art?

S.M. Kurt I.: Ja, es kommt in den letzten Tagen etwas auf, aber es ist natürlich kein richtiges Schützenfest- und Kirmes-Gefühl. Manches von dem, was stattfindet, ist auch immer nur ein Tropfen auf den heißen Stein, weil es außerdem auch immer wieder die eine oder andere Enttäuschung gibt. Ich habe mich beispielsweise sehr darauf gefreut, den Schützengilde-Zug „Erfttrabanten 1967“ bei seinem traditionellen Besuch rund um die Schützenfest-Tage im Altenheim Immaculata und Augustinus-Hospiz zu begleiten, aber leider kann dieser Besuch wegen der wieder steigenden Inzidenzwerte nun doch nicht stattfinden und wird vor allem den Bewohnern sehr fehlen, weil es ihnen viel Freude bereitet hätte.

Wie gehen Sie mit Ihrer unfreiwillig verlängerten Rolle als Schützenkönig im Wartestand um?

Meine Frau Beate und ich hatten uns 2019 natürlich schon auf ein schönes Jahr Sause eingestellt und uns sehr darauf gefreut, aber dann ist ja alles anders gekommen. Aber wir können und wollen den Kopf nicht in den Sand stecken: das bringt nichts und entspricht auch nicht unserer Art, im Leben immer positiv nach vorne zu blicken. Beim Warten auf das nächste Schützenfest schlagen auch zwei Herzen in meiner Brust: Einerseits ist es schade, dass das Schützenfest auch in diesem Jahr nicht stattfinden kann, aber wenn man auch an die vielen Veranstaltungen im Frühjahr vor einem Schützenfest denkt, würde andererseits allen Königen und Siegern der Korps und auch uns sehr viel verloren gehen. Wenn man jetzt außerdem die wieder steigenden Infektionszahlen sieht, war es vom Komitee die einzig richtige Entscheidung und vor allem verantwortungsbewusst, das Schützenfest abzusagen. Wir können auch noch ein Jahr warten.

Das Schützenfest wird in diesem Jahr wieder mit sogenannten Alternativprogrammen vor allem in einzelnen Zügen gelebt. Welche Termine stehen in den kommenden Tagen in Ihrem Kalender?

Auch wenn das Schützenfest nicht stattfindet, sind es in diesen Tagen schon einige. Am Donnerstag schon bin ich mit Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und unserem Schützen-Präsidenten Martin Flecken bei der mobilen Impfaktion auf dem Markt in Neuss, später bin ich bei einem Zug der Schützengilde zum Löhnungsappell eingeladen. Nach zwei weiteren Terminen am Freitag stehen am Samstag das Totengedenken auf dem Friedhof, anschließend die Jubilarsehrung im Zeughaus, danach Besuche beim Reitercorps sowie einem Grenadierzug und abends eine Veranstaltung mit meinem Schützenlustzug „Die Oberjä(h)rigen“ auf dem Programm. Für Sonntag sind das Hochamt in St. Quirin, ein anschließender Aufenthalt auf dem Freithof am Schützenmobil, das Mittagessen mit dem Komitee und ein Besuch beim Grenadier-Fahnenzug geplant. Nach einem Montag ohne jeden Termin hat für Dienstag sozusagen zum Abschluss Martin Flecken zum Präsidenten-Essen eingeladen.

Es fällt auf, dass Sie in diesen Tagen trotz offizieller Veranstaltungen viel Kontakt zu den Zügen halten. Ist das der vielleicht einzige positive Aspekt des Schützenfest-Ausfalls, dass Sie anders als in normalen Jahren die Gelegenheit dazu haben?

Wenn man das so sagen möchte, stimmt das vielleicht. Ich freue mich auf jede einzelne Begegnung bei den Zügen, weil die Züge mir wichtig sind, weil mich interessiert, wie unterschiedlich sie feiern und weil sie sich ja auch einfach darüber freuen, dass der Schützenkönig sie besuchen kommt. In normalen Schützenfest-Jahren wären diese Besuche gar nicht möglich, denn dann ist alles durchgeplant und eigentlich gar keine Zeit mehr für anderes übrig. In der jetzigen Situation kann man aber ganz gut mit vielen Menschen ins Gespräch kommen, was auf eine bestimmte Weise ein kleiner Ersatz für das Leben auf der Wiese ist, das wir sehr vermissen.

Sie haben Ihre persönliche Unterstützung für die mobile Impfaktion des Neusser Bürger-Schützen-Vereins und des Impfzentrums Rhein-Kreis Neuss bereits angesprochen. Sie sind grundsätzlich auch mit der Arbeit der Hilfsdienste vertraut und haben auch schon selbst in einem Impfzentrum mitgearbeitet. Welchen Stellenwert messen Sie der öffentlichen Impfaktion am Donnerstag auf dem Markt bei?

Die mobile Impfaktion ist absolut wichtig und richtig. Die Ärzte müssen zu den Menschen gehen, dieses Prinzip findet nicht nur, aber eben auch schon bei den Neusser Maltesern großen Anklang, vergleichbare Aktionen etwa in Erfttal oder auf der Furth sind ja auch erfolgreich verlaufen. Es ist von sehr großer Bedeutung, alle mitzunehmen und allen zu zeigen, dass eine Impfung wichtig ist.

Zu guter Letzt: Trauen Sie sich schon, sich auf Ihr Königsjahr 2022 zu freuen?

Man kann den Verlauf dieser Pandemie überhaupt nicht voraussagen, alleine weil man gar nicht die Entstehung neuer Varianten des Virus einzuschätzen vermag. Auch die momentan wieder enorm ansteigenden Inzidenzwerte machen einem Sorgen. Aber auch wenn ich vergangenen Herbst schon skeptisch gewesen bin, ob das Schützenfest in diesem Jahr stattfinden kann, glaube ich – und sage es bei dieser Gelegenheit auch zum ersten Mal – fest daran, dass wir 2022 eben auch wegen der vielen Impfmöglichkeiten wieder alle unser geliebtes Schützenfest feiern können werden. Die Verschiebungen unseres Königsjahres haben außerdem vielleicht noch etwas Gutes, denn im Juli nächsten Jahres tritt meine Frau in den Ruhestand – und dadurch können wir alles noch viel intensiver genießen.“ 

Majestät, vielen Dank für das Gespräch – und eine schöne Zeit in den nächsten Tagen.